Kategorie: Gereimte Gedichte

Junger Sommer

Mit den ersten Sommerwinden kommt der Holderduft entlang, mischt sich sacht mit dem der Linden und dem Amselliederklang.   Espenblätter, die sich regen, zittern in den lauen Tag, neuer Sonnenglut entgegen, die der Mittag bringen mag.   In der Wärme sanft geborgen, ist ein Werden überall und der Glanz in diesem Morgen seines Friedens Widerhall.   Heute möcht ich einfach…

Urbaner Abend

Ein heißer Tag verliert sich an den Wänden der Häuserschluchten einer großen Stadt, verschenkt sein Glühen aus den feuchten Händen an die Fassaden, grau und seltsam matt.   Der Großstadtlärm hat fühlbar zugenommen, die Feierabendhektik macht sich breit und hat ein Tagesmaximum erklommen. Das Leben tobt, hat scheinbar keine Zeit.   Ein schlechter Atem zieht durch müde Straßen, die Parkplatane…

Abschied am Berg

Am Kiefernwäldchen auf der Ruhebank hat regungslos ein alter Mann gesessen. Er wirkte traurig, irgendwie vergessen, als er in den Gedanken still versank.   Der Greis, er liebte diesen stillen Ort, verbrachte dort die letzten Lebensstunden; mit all den Narben ungezählter Wunden, so saß er müde da und sprach kein Wort.   Vom langen Weg die Kräfte aufgezehrt, hielt die…

Fesseln der Pflicht

Den Lebensweg, er ist ihn all die Zeit bis an sein Heute fügsam hingegangen, gewissenhaft und scheinbar unbefangen, zu allem, was die Pflicht verlangt, bereit.   Von jener Knechtschaft hat er sich befreit, von Fesseln, die ihn in die Richtung zwangen, mit einem fremden Müssen ihn durchdrangen und endlich auch von der Verlogenheit.   Wie hätt er zu sich selber…

Meine Freundin, die Glocke

Mit einem Ostwind kam er hergezogen und einem letzten kühlen Junihauch, der Glockenklang, er ist vorbeigeflogen, berührte magisch jeden Baum und Strauch.   Drei Jahre war ich, habe zugesehen, als man die Glocke in den Kirchturm zog und konnte staunend damals nicht verstehen, wie viele Leben sie und Tode wog.   So oft rief sie an späten Nachmittagen mich heimzugehn…

Nur einen Augenblick

Sie hatte sich mit ihrem Seidenkleid im warmen Sand der Dünen fallen lassen und ihres Anblicks Liebreiz ließ vor Neid die grünen Gräser rings umher erblassen.   Des Meeres gurgelnd zarter Wogensaum verlief sich wie verspielt in flachen Sanden, als murmelten die Wellen einen Traum, den glitzernd sie im weiten Blau erfanden.   Es waren nur Momente, dann verschwand das…

Wundgefragt

Der Sommer steht mit seinem warmen Tag von einem kühlen Wind umweht im Garten. Ganz seltsam liegt auf allem Grün ein Warten, wo gestern noch ein reges Reifen lag.   Als ob die Zeit im Laufe innehält, des Universums Fundamente wanken, doch nein, es sind ja letztlich nur Gedanken, die still entführen aus dem Ist der Welt   in ein…

Trost

Wo sind sie, die glücklichen Tage? Die Strömung des Schicksals, sie zog sie dahin, riss mit sich das Lachen, die Lust und den Sinn und stellte das Leben in Frage.   Wie soll ich im Dunkel bestehen? Das Los nahm mir Zuversicht, Glauben und Ziel, die innere Kraft meines Wesens zerfiel, um trostlos im Leid zu vergehen.   So schau…

Spät da draußen

Der Sommerabendhimmel, rot beleuchtet, ein Heuduft in den Matten, jüngst gemäht, die schwere Luft gewitterschwül befeuchtet, verlor ich mich weit draußen noch so spät.   Durchtränkt von tiefer Stille sank ich nieder. Voll Frieden klang er aus, der welke Tag, wie seine unhörbaren Abendlieder, in denen meine Seele schwelgend lag.   Das Schweigen floss hinunter in die Auen, mit Dämmerung…

Die Lüge

Müde, an der Ozeane Rand, wo ich glaubte, dass ich Frieden fände, saß ich und der allerfeinste Sand rann mir durch die Finger meiner Hände. Bis mit einem Male ich empfand, so, als ob ich nah am Abgrund stände.   Und ich sah, wie meine rare Zeit mir entglitt, als würde ich gezogen mit den Strömen der Gezeiten weit auf…

Erste Heimkehr

Vor Jahren, als ich einsam in Gedanken auf einer Düne stand am Ozean und auf das unruhig graue Wasser schaute, geschah, dass ich den Augen kaum noch traute. Ich war mit einem Male magisch angetan von einem Glück, das meine Sinne tranken.   So fern und an der Grenze meines Sehens, wo still das Meer sich mit dem Himmel eint,…

Seelenrand (Akrostichon)

Seidenglanzumsponnen ist mein Fühlen, Eingewoben in den Lauf der Welt. Ebenmäßig mahlen ihre Mühlen, Letztlich bis mein Sein zu Staub zerfällt, Ende und Vergessen mich umspülen. Nicht das Glauben, sonder das Erkennen Reicht bis über meinen Seelenrand. Alle Zweifel werden dort verbrennen, Nur der Rauch aus ihrem Flächenbrand, Der wird einst mir eine Antwort nennen.

Warum

Von einem klammen Winterwind getrieben fliehn Regentropfen durch die Zeit, verzagtes Bangen im Geleit. Ein Zitterfrieren ist zurückgeblieben.   Da war ein dumpfes Klopfen an den Wänden, ein Rufen aus der Finsternis, im tiefsten Nichts verloren, bis es widerhallte wie aus Höllenbränden.   In Tränen prallt das Klagen an die Scheiben und schreibt ins Fenster ein Warum. Doch ist die…

Bald

Ein inneres Zerwühlen, es durchschwebt das Nacktsein im Geäst der alten Birken, die seelenlos und dennoch atmend wirken. Es ist ein Hoffen, das in ihnen lebt.   So seltsam still gefangen hinter Glas erscheint das Warten auf ein Wiederkehren. Wie lang noch lässt der Anfang sich verwehren? Da war ein Knistern, das ich lauschend las,   ein seidenweicher Glanz, den…

Was bin ich

Eines ist zuweilen für mich hart: Zu erkennen, wer und was ich bin. Festgekettet an der Gegenwart, für die Zukunft blind von Anbeginn.   Und mein Schicksal ist im Ungewissen, der Barmherzigkeit ganz untergeben, meinem Wollen gnadenlos entrissen. Bin ich das, ist das mein ganzes Leben?   Einsicht, die in Arroganz erfror, scheint vernebelt. Ich bin nicht allein, nicht die…

Anemone nemorosa

Der Tag sinkt seinem Dämmern zu und in das Rot der letzten Wärme. Im zarten Licht der Abendruh verweht der Tanz der Mückenschwärme.   In stiller Andacht steht der Baum geheimnisvoll gehüllt in Schweigen, als greife er den Weltenraum mit seinen blätterlosen Zweigen.   In jener nebelkühlen Nacht ist aus dem Moderblättergrunde ein Buschwindröschen still erwacht, noch vor dem Reif…

Ein Flüstern

Vom Dorf den Hang hinauf tönt dreistes Lärmen, jedoch es kann den frühen Drang nicht stören; auch nicht das glimmersanfte sich Erwärmen. Die Nähe schweigt, man kann das Werden hören.   Vom Berg herab ergießt sich still ein Frieden. Ein Flüstern, das Erwachen prophezeit, von unsichtbaren Kräften ausgeschieden, die aus den Gründen steigen weit und breit.   Ein Schauer, er…

Finsternis

So hat die Nacht mich denn umfangen mit ihrem nebulösen Schwarz. Ihr Atem streichelt meine Wangen, mein Blut fließt zäh wie Tannenharz.   Ein Flüstern kommt ins Ohr gekrochen, ein Raunen, das die Brust verschnürt. Ist da nicht laut ein Zweig gebrochen? Mir ist, als hätt ich es gespürt.   Ich blicke auf; kein Sternenfunkeln, kein Wolkenschein des Mondenlichts, nur…

Nacht

Wie stilles sich Verlieren in den Winden, die seltsam rastlos und verloren sind, entflieht mir ein Gedanke und beginnt, im Fernen eine Heimat neu zu finden.   Ich hör im kühlen Dunkel leises Flehen. In Knospen kahler Zweige schläft ein Traum, gehüllt in einen rosaroten Flaum, aus dem die Ängste himmelwärts verwehen.   Geheimnisse, die in den Nebeln schleichen, ich…

An die Sonne

Ehrfurcht vor dem Spender allen Lebens, spüre ich im Leuchten, grell und fern, neige demutsvoll das Haupt dem Stern, dankbar für die Fülle seines Gebens.   Nachts in abgewandten Schattenstunden bleibe ich vor Finsternis verschont, denn im Licht des blinden Spiegels Mond hab ich oft am Himmel Trost gefunden.   Ungezählt sind alle die Äonen, seit dein ungezähmtes Feuer brennt,…

Einsam durch Dich

In meinen müden Augen fließt Begehren, so schmerzhaft fern ist, was mein Traum mir zeigt. Die Wirklichkeit ist öde und sie schweigt, wenn meine Lippen sich nach dir verzehren.   In den Gedanken, die mich hoffen lehren, aus denen Trost in Phantasien steigt, bevor Verlangen sich in Wahn verzweigt, erblüht ein Stück Erfüllung im Entbehren.   Dein Bild kann mir…

Befreites Ich

Manchmal fühle ich ein dumpfes Wanken im Verborgenen, ganz innen drin, wo der Seele Wurzeln sich verzweigen, eingewachsen in erstarrtes Schweigen. Hüllenlos wird sichtbar, was ich bin, lesbar die verwobenen  Gedanken.   Manchmal öffnen sich geheime Türen und ein zarter Hauch befreites Ich flieht aus des Empfindens Wärmequelle in die Welt hinaus, ins blendend Helle, wo im Kampfgewühl des Lebens…

Unbekannte Dimension

Es ist als ob ein Ton herüber schwebt, ein Summen und ein Hauch von Seidenrauschen, in dem die Ruhe eines Friedens lebt, wenn wir uns schweigend in die Seelen lauschen.   Wie Wasserwellenkreise auf dem Teich, die sich begegnen ohne sich zu stören, fließt ineinander und hinweg zugleich der Atem und gebiert ein sich Betören.   In der Berührung dann…

Schwarzwald

Ein Echo tief im Nadelwald, das durch die Tannenstämme hallt, erzählt die alten Sagen vom Leben einer andern Zeit, versunken in Vergessenheit, aus friedenvollen Tagen.   Geheimnisvoll durchdringt der Klang wie ein verwunschner Elfensang das Schattenreich der Bäume. Als zarter Hauch durchströmt die Luft der harzig moderfeuchte Duft dereinst durchlebter Träume.   Mit Wehmut sickert ins Gemüt ein alter Wunsch…

Entfachtes Leben

Der Reif, im Schattenrand gefangen, ist mit dem Morgenlicht vergangen, die Schlehen blühn im Gäu. Wie unschuldsweiße Heckenbänder erstrahlen ihre Blühgewänder, ein jedes Jahr aufs Neu.   Man ahnt das Grün in Buchenzweigen, aus Knospen, die nicht länger schweigen, man spürt den frischen Duft und allenthalben neues Quellen, im Drang dem Aufbruch sich zu stellen, dem Schwingen in der Luft.…

Frühe Stadt

Ein kaltes Blau will schon die Nacht verdrängen. In matter Dämmerung entsteht der Tag und nimmt ganz sacht das Dunkel in Beschlag, versucht sich ins Laternenhell zu zwängen. Noch kämpft die Stille der verglühten Nacht mit einem ersten Lärmen, das erwacht, an Häusern widerhallt mit hohlen Klängen.   Noch einmal seufzt die Stadt durch ihre Straßen und atmet Frischgebacknes in…

Der Alte Bauerngarten

In stillen Stunden, da versinke ich, da nehmen die Erinnerungen mich nach Haus in alte Sonnenzeiten. Es sind Gedanken nur, jedoch ich weiß, sie sind ein Freudenquell, wenn sie mich leis in meine Knabenwelt zurückbegleiten.   Und immer wieder find ich mich dabei so unbefangen und so sorgenfrei im alten Bauerngarten wieder. Ich atme blütenstaubgetränkte Luft, vermengt mit dem Verlockungsduft…

Spinnennetz der Zeit

Gedanken nur, sie sind ganz still gegangen, entlassen in die  Anonymität; sie sind, noch ehe man sie je errät, im Spinnennetz der Ewigkeit gefangen.   Die Furcht wird nicht zum Seelengrund gelangen, denn auf dem Weg, da gibt es kein Zuspät, das in den Frieden falsche Bilder sät, mit Lügen einer Zuversicht behangen.   Gib mir die Hand und lass…

Letzter Lenz

Gehüllt in frühen Blütenauenduft saß still ein alter Mann mit seinem Leben. Ein Frieden schien um die Gestalt zu schweben in der mit Wohlsein sanft erfüllter Luft.   Vom Berg herab floss schweigend Einsamkeit. Der Greis, versunken in Erinnerungen, war spürbar von Zufriedenheit durchdrungen; er schien vom Leiden seines Wegs befreit.   „Mein rastlos treues Herz, was willst du mehr?“…

Rosen in Montagnola

Er hatte lang schon alles ausgesprochen, was es der Menschheit noch zu sagen galt und blieben auch so viele Herzen kalt, der Glaube war doch immer ungebrochen.   Die Einsamkeit in seinen alten Tagen, das in sich Ruhen nach der Wanderschaft, sie schenkten ihm Bescheidenheit und  Kraft, die Feder wegzulegen ohne Klagen.   Sein Wirken galt fortan der Rosenpflege, dem…

Es ist gut

Gewidmet meiner Freundin Lieselotte Streckbein   Es waren ihre Worte, und sie klangen noch nach im Trauerglockenton, mit unhörbarem Klagelaut synchron, in stiller Schwermut des Moments gefangen.   Es lag etwas Befreiendes darinnen, ein tiefer Frieden, der dabei entstand, in einem müden Lächeln Ausdruck fand und spürbar war im Abschied ein Beginnen.   Es waren ihre Worte und sie klangen…

Wann wird man je verstehn

Als sacht die ersten Regentropfen fielen, da wuschen sie ein Warten aus der Zeit. Die Stunden schienen mit dem Sein zu spielen, als seien sie vom Lauf der Welt befreit.   Ein wilder Wind verwirbelte das Schweigen am Wegesrand mit trocknem Straßenstaub, verfing sich müde in den stummen Zweigen, starb flüsternd im erregten Eschenlaub.   Der Himmel hatte längst sein…

Lebenskraft

Ganz sachte fällt das weiße Hochzeitskleid des Apfelbaumes in die Blumenwiese. Mir ist, als ob es junges Leben schneit, ein warmer Wind es sachte niederbliese.   Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut, doch ruhevoll verliert sich das Verlangen. Es regt sich an den Zweigen schon die Brut, das Reifen, Werden, es hat angefangen.   Wo ist die Kraft, die…

Letzter Aufbruch

Weiße Wolken ziehen mit dem Wind, so als wären es Erinnerungen, die mir aus dem Sinn entkommen sind, ins Vergessen schweben in die Ferne. Und ich sitz von Wehmut eng umschlungen, bis die Nacht mich hüllt, das Licht der Sterne mich in wundersame Träume spinnt.   Meine wunde Seele, federleicht, treibt in friedenvolles Wohlbehagen, alle Trübsal des Vergangnen weicht einer…

Stummer Abend

Schweigend sinkt sie hin, des Sommers Helle; wortlos pflüg ich durch Erinnerung und mein Abend ist noch rot und jung, wie ein Gitterstab in meiner Zelle.   Immer wieder hör ich jene Stimmen, Raunen, das aus dem Vergessen steigt, sich in Flüsterlaute jäh verzweigt, die in Ahnungslosigkeit verschwimmen.   Wie vergreist erscheinen Kindgesichter; keines hat im Leben je gelacht. Mit…

Die inneren Ängste

Es ist ein Tag wie jeder andere, in Müdigkeit verlieren sich Gedanken, die um Bedeutungslosigkeit sich ranken wenn ich im Unbewussten wandere.   Mir fehlt ein Quäntchen nur zum neuen Ufer; ganz ohne mich zu quälen geb ich auf, lass der Bestimmung folgsam ihren Lauf und hör nicht auf den Rat der fremden Rufer:   Es gibt ein Dasein nach…

Ende der Hundstage

Das Tageslicht ist spät heraufgestiegen, mit mattem Glanz liegt satter Tau im Gras nach kühler Nacht, die in den Sternen las: Die Kälte naht, wird irgendwann obsiegen.   Noch wärmt der Stern, doch sind sie Winde steifer, als bliesen sie die Grelle aus dem Licht. Der Schatten Länge spüren wir noch nicht. Wohin man schaut erscheint das Leben reifer.  …

Vereint

Ein Sehnen fließt kristallklar über Steinen am Kieselgrunde meines Seins und strebt der Mündung zu, wo die Erfüllung lebt, wo meine Wünsche eins sind mit den Deinen.   So treiben wir dahin, ganz fest umschlungen, und leben trunken ein Stück Ewigkeit, von drückend schwerer Seelenlast befreit, voll Demut mit Zufriedensein durchdrungen.   Ein Balsam legt sich heilend auf die Wunden,…

Du

Ich leg in deines Daseins Wärme mein ganzes Fühlen stumm hinein; im Lufthauch bunter Falterschwärme soll schwebend es geborgen sein.   So friedvoll ist mir deine Nähe, so wohlig leidvoll die Begier. Ich träumte, dass ich Hoffnung säe und meine Ernte ist das Wir.   Was vor dir war ist sanft zerrüttet, mein Leben, es war seltsam leer. Hast deinen…

Schuldige Nacht

Ein Klagelaut ging durch die Nacht in eine unsichtbare Ferne. Das Weinen hat mir Angst gemacht, kein Trost war mir im Schein der Sterne. Die Uhr durchbrach die Finsternis, so laut schlug sie die erste Stunde. Ein Schatten an der Wand, er riss in meine Seele eine Wunde. Ein Dämmern schlich durch mein Gemüt, wie dunkles und geheimes Wissen, in…

Morgen ohne Gestern

Ein heller Rand am Horizont, türkis, ganz seltsam kalt, so steigt der Tag herüber und keiner weiß, wo er das Gestern ließ, als gäbe es nur ein Danach im Heute. Erinnerungen, wurden alt und trüber, ganz langsam des Vergessens leichte Beute.   Ich hör ein Flüstern: „Dreh dich nicht mehr um, dort ist die Nacht mit ihren tausend Ängsten! So…

Gefangen

Da ging ein ungekanntes Beben, ein Zittern, beinah schon ein Schmerz, durch all die Zeit in meinem Leben und mit dem Klagen himmelwärts. Es war ein Bitten um Vergeben für all die Lügen voller Lust, die niemals zu bezwingen waren und wenn, hab ich es nicht gewusst. Nach all den unverstandnen Jahren mit beiden Seelen in der Brust verlangt es…

Späte Tage

Da war ein Hauch von Müdigkeit verborgen in jenes späten Tages Licht, als sehne es sich nach dem Tod im Morgen, als fürchte es sein Dunkeln nicht.   Das Wärmen ist im Wolkengrau verschwunden, gibt einem klammen Dämmern Raum, als hätt das Jahr den Abend schon gefunden, als falle schon der Saft im Baum.   Auf Wachstum folgt das Ernten…

Vergrabene Lügen

Als wär ein Flüstern in den Strähnen am greisen Trauerweidenbaum; aus seinen Zweigen fallen Tränen, befeuchten einen alten Traum.   Der schlummert lang schon in der Erde, bedeckt mit einer Liebe Los. Ein Schrei, dass Licht und Wahrheit werde, er sickert aus des Grabes Schoß.   Die Luft voll Willkür dreister Lügen entsteigt verhülltem Modersarg, als ob die Hölzer nicht…

Abgesang

Das Blätterdach ergraut in warmem Rot, ein Gelb der Sehnsucht liegt auf allem Leben. So klamm die Nebel, die im Morgen schweben, als wären sie entseelter Duft aus Tod.   Wie Angstschweiß einer vorbestimmten Not, des Taues Tropfen, die an Gräsern kleben, wie Perlenfäden an den Spinnenweben. Da schwelt ein Wissen, das die Welt bedroht.   Ein Lufthauch, vollgesogen mit…

Letzte Stunden

Schon lang trug er am Leben sichtbar schwerer, er schleppte es durch seine letzte Zeit, oft seltsam still und irgendwie bereit, die alten Augen schienen müd und leerer.   Bedrücktheit lag in jenen letzten Räumen als er in seinem Lieblingsstuhl versank. Schon lange kalt, der Tee von dem er trank, er spürte, es gab nichts mehr zu versäumen.   Die…

Zu spät?

Ein müder Abend, voll von toten Stimmen, sie sagen nichts und tun dies unentwegt. Gesichter ohne Züge scheinen zu verschwimmen, sind bald ins Nirgendwo hinweggefegt.   Ich sitze, lausche ängstlich in die Stille, fühl mich bedeutungslos und winzig klein; dem Gaffer an der Tür beschlägt die Brille, er sieht mich nicht, es scheint, ich bin allein.   Die Ascheschuppen in…

Verweht

Ich tauch die Feder in mein Tintenfass, gefüllt mit Flüstern und Entsetzen, als wollt ich mit dem Schwarz verletzen; und da, es steigt, noch ist der Schriftzug nass, ein Klagewort aus dem Papier, vom Unschuldsweiß herauf zu mir, so wie ein widriger Gestank nach Hass.   Ich senke schreckensbleich mein Haupt, da steht, du hast mein Leben ausgeblutet, mein Herz…

Verborgenes Glück

Da geht durch die Gedanken sacht ein Leuchten wenn ich an jene hellen Tage denk. Wir hatten alles, nichts, was wir noch bräuchten und jeder Augenblick war ein Geschenk.   Der Himmel sah sich selbst im Meereswasser, wir saßen fest umschlungen still im Sand. Die Gegenwart, sie wurde immer blasser, wir lebten in der Nacht, die uns verband.   Die…

Schwermut

Die dunklen Tage treiben Trauerschweiß der Mattigkeit in lidbedeckte Augen. Gedanken, die allein zum Klagen taugen, sind alles, was die müde Seele weiß.   Der tiefe Schmerz hat all das Licht verbraucht und Hoffnung ist im welken Gras versunken. Im Wind verwehn des Feuers letzte Funken, als hätt die Welt ihr Leben ausgehaucht.   Ein kleines Licht brennt dennoch unverzagt…

Lenzenherbst

Du hast dein Sein an meine Brust gelegt, mit deiner Wärme mich so zart umfangen, hast starre Berge in mir drin bewegt, füllst Schattentäler hell mir mit Verlangen. Der Herbst, er malte Sterben in die Bäume, wie welke Blätter fielen Jugendträume.   Der Glanz in deinen Augen, er zerwühlt den Grund der Seele mir und was darinnen verborgen liegt, in…

Farbenspiel

Als hätte er die bunte Ruhe aus jenem Tal am Wald gesogen, so spannt sich hoch der Farbenbogen von seiner goldgefüllten Truhe,   geboren aus der Glut der Tage, gemalt auf schwarzer Wolkenwand, von gottgeführter Künstlerhand, ein Diadem, erlesen, vage,   bis Schein und Helligkeit verblassen und endlich in den Regenfluten Gestalt und Kolorit verbluten, sich ins Entfärben spülen lassen.…

Ein Fluch

Meine Seele offen wie ein Buch, nebelwallend zieht ein Lebensfluch durch die engen Gassen meines Fühlens. Ahnung, sie umarmt mir die Gedanken wie ein Schauer moderklammen Kühlens. Deutlich spüre ich die Festung wanken, wie Vertrauen sich im Dunst verliert, Angst aus grauem Nirgendwo gebiert.   Es war letztlich nur ein Zeitvertreib, Dornen schrieben es auf meinen Leib, doch ich fühlte…

Denkpause

Ich lass für einen winzigen Moment das Wissenwollen und das Forschen ruhen und lösch das Feuer, das noch in mir brennt, entsteige meinen engen Wanderschuhen.   Ich gönne den Gedanken eine Rast und schließ die Augen, will nach innen schauen, bin meines eignen Herzens rarer Gast, genieß den Augenblick im Selbstvertrauen.   Die Welt versinkt, doch bin ich nicht allein…

Bist du auch fern

Verlangen pocht in mir nach fernem Ziel. Sind auch Entfernungen nie wirklich  Schranken, für alle dir gewidmeten Gedanken, ist schon ein Schritt entfernt von Dir zu viel.   So manche Träne des Begehrens fiel mir auf dein Bild, seit wir uns feurig tranken, ins Paradies des Miteinander sanken, in eine Welt so feenhaft fragil.   Doch wird die Bindung durch…

Wintertag

Die Zeit fließt zehrend durch bereiftes Land, aus dessen Stille steigt ein leises Klirren, in dem die tiefen Strahlen sich verirren; sie zaubern Glanz ins kalte Weißgewand.   Es ist ein Warten, eine kalte Rast, kein Blühen, kein Gedeihen wird es geben. Im grellen Totenhemde schweigt das Leben; wie stummes Flehen ragt der kahle Ast.   Und jeder Tag verteilt…

Schwarz

Es ist so Vieles uns verborgen im matten Schwarz der Dunkelheit. Du siehst sie nicht, die Angst und Sorgen, von gaffender Beschau befreit,   gelöst, denn Schwarz ist tief und weit. Da reicht ein Schrei nicht bis ins Helle und bis ans Ende keine Zeit; der Zeiger kommt nicht von der Stelle.   Was ist das nur für ein Geselle,…

Schneeregen

 Versteckte Wehmut klebt am Fensterglas, rinnt in Erinnerungen an den Scheiben, als ob die Tropfen mir von damals schreiben, von einem Glück, das ich dereinst besaß.   Ein Kindsein, arglos, in Geborgenheit, als schwebte es in jenen grauen Schwaden, in denen schaurig kahle Hecken baden, als stummer Traum, vom Gang der Zeit befreit.   Der Widerschein im Seelenfensterglanz lässt nebelhaft…

Novembernacht

Die Finsternis, der Atem langer Nächte, haucht einen grauen Schleier in das Tal, als ob er schwebend das Erkennen brächte, das er dem Frost und seiner Kälte stahl.   Man hört nicht, wie bereifte Blätter fallen, geräuschlos geht das Sterben durch die Nacht, als fühlte man die Stille widerhallen und wie sie schweigend kalte Angst entfacht.   Verborgen das Wohin…

Die Katze Gala

Wie weit ging stets mein Schauen in die Welt, hinein in tausend ungelebte Träume, in Sorge, dass ich ach so viel versäume und dass mein Los den Weg ins Glück verstellt.   Die Katze Gala hat es mir gezeigt, sie hatte Freiheit, Nahrung, war zufrieden. Bin ich von dieser Gala so verschieden? Ich schau sie fragend an, jedoch sie  schweigt.…

Der Nordwind  

Der Nordwind rauscht und trägt die Hungerzeit hinein in ein erschöpftes Harren. Von ferne kräht das Hufescharren, des weißen Schlafes Gnadenlosigkeit. Und in Erschöpfung bleibt das Leben stehn, im grünen Treiben einzuhalten, erneut die Tatkraft zu entfalten. Der Nordwind rauscht, wird altes Laub verwehn.   Der Nordwind pfeift, sein weißer Schleier fliegt auf eiskristallnen Glitzerschwingen, in deren Auf und Ab…

Es weihnachtet

Durch letztes Gelb verhauchen klamme Winde. Da ist er wieder, lichterwarm gefühlt, der alte Traum, der in der Seele wühlt, wie einst in der Geborgenheit dem Kinde.   Es tropft noch aus dem Mistelzweiggebinde das Jungsein, märchenlos und abgekühlt, von nackten Wirklichkeiten leergespült, verborgen unter hartgelebter Rinde.   In Unschuld pochen Herzen unter Stahl, doch geht die Wärme gnadenlos verloren,…

Wetterleuchten

Erdrückend ist es, dieses schwüle Schweigen. Still dürstend steht das Grün bewegungslos, die Nacht liegt wie ein schwerer Atemstoß im welken Gras, im Baum und seinen Zweigen.   Kein Stern will sich am düstren Himmel zeigen, die Dunkelheit erscheint mir seltsam bloß; sie trägt Erwartung stumm in ihrem Schoß. Ich fühle Schwermut aus den Schatten steigen.   Ersehnte Botschaft ist…

Dahinter

Die Patina der abgelebten Tage verbirgt den Kupferglanz der Jugendzeit. Der Weg war steinig, nun bin ich bereit und stelle mich der allerletzten Frage.   Mit Ungewissheit nebulös verhangen, scheint mir das Ende ein Portal zu sein in schwarze Ahnungslosigkeit hinein. Ein Unbehagen hält mich stumm gefangen.   Und irgendwann, da öffnet sich die Türe. Ich weiß, dann habe ich…