Bleiern liegt die Stille in den Gassen –
späte Stadt trägt sternenlose Nacht.
Finsternis ist mit der Hand zu fassen
und die Zeit hat scheinbar Halt gemacht.
Dann ein Knirschen auf den Pflastersteinen,
Kummerschritte, melancholisch schwer,
hingeschlurft von lebensmüden Beinen –
Einsamkeit schleicht hinter ihnen her.
Nichts ist in der Schwärze zu erkennen,
das Geräusch entfernt sich Stück um Stück,
scheint sich von der Wirklichkeit zu trennen.
Unsichtbares Schweigen kehrt zurück.
Bis vom Kirchturm, gnadenlos metallen,
laut die große Glocke viermal tönt,
wie versteinert und im Widerhallen
Grauen in das stumme Dunkel stöhnt.
Kühle Luft zieht durch den frühen Morgen,
streift ganz sacht den Trauerweidenbaum.
Neuer Tag steigt blass-türkis verborgen
östlich aus dem Horizontensaum.
Stammheim, 18. Juni 2015