Autor: Galapapa

Nebel im Buchenhag

Vor meinem Fenster flimmerte der Tag in seinem grellen Sonnensternenleuchten. Es waren Stunden, so wie ich sie mag, bevor die Krähen laut den Herbst verscheuchten. Nun liegen Nebel auf dem Buchenhag.   Mein Sommerlachen im Gesicht erfror zu einer Totenmaske ohne Farben, als diese Welt ihr Lebensgrün verlor und meine Träume unterm Reif erstarben, als Zuversicht zu kalter Furcht vergor.…

Tiefe Momente

Da war nur ein Moment Besinnlichkeit in ihrem Hasten durch ein herbes Leben. Auch jeder Blick zurück auf das, was war, vermochte keine Sicherheit zu geben. In Nebeln wurde sie der Schuld gewahr, in deren Schatten der vertanen Zeit.   Da war nur ein Moment der Zuversicht in all den ungehörten Hilfeschreien, in jedem leidenschaftlichen Gebet. Doch konnte sie der…

Losgelassen

Ich mag, auf meine Welt hinauszuschauen, seh dort den gnadenlosen Gang der Zeit mit all den Atemlosen im Geleit und es ergreift mich dann ein leises Grauen.   War ich nicht eben selbst noch in den Klauen der unstillbaren Unzufriedenheit, mich selber aufzugeben schon bereit, den Weg zur Selbstbesinnung zu verbauen?!   Heut schau ich zu, nicht vor und nicht…

An der Grenze

Ein Tag, der doch so vielen andern gleicht, und trotzdem ist da wieder dieser Schatten aus einer ungeliebten, fremden Welt. Verlorenheit, die einen stumm beschleicht, in der die Ängste jeden Mut bestatten, wenn das Vertraute ins Vergessen fällt.   Ein Tag, der offensichtlich nie begann und auch sein vages Ende ist verhangen von Leere und Bedeutungslosigkeit, seit ihr Vertrautes immer…

Meine Perle

Verwittert sind die Schalen meines Ich, ich glaubte schon, das Leben sei vergangen, doch habe ich ein Sandkorn eingefangen, vom Schicksal aus dem Meer gespült für mich.   Es schmerzte, als es in der Seele rieb und doch hab ich es sorgsam aufgehoben, mit silbrig schimmerndem Perlmutt umwoben. so dass es wuchs und mir erhalten blieb.   Als hätte ich…

Vollmond

Vollmond legt sein silbrig blaues Licht ins Geäst der schütterkahlen Eichen, nicht ein Laut, der in die Stille bricht, kann die Einsamkeit der Nacht erreichen.   Wie ein Zauber liegt das blasse Hell in den Mulden dunstig grauer Auen und ergießt sich langsam wie ein Quell talwärts, wo sich Nacht und Schwärze stauen.   Wie ein Trost aus der Unendlichkeit…

Gedankenrichtung

Gedanken meiner Jugendzeit, sie gingen in den heißen Süden, nicht wie die alten nun, die müden, mit ihren Tränen im Geleit.   Heut schau ich öfter in den Norden, wo man gefühlsarm nüchtern denkt, Das Sinnen, das Erfahrung lenkt, ist mir zum Trampelpfad geworden.   Im Osten, da beginnt das Leben und endet westlich irgendwann. Da ich daran nichts ändern…

Irgendwo

Ungebunden schwebte ich im Traum, Nur mit meinem Dasein in den Händen, Eingetaucht ins Nichts im Weltenraum. Nacht, sie türmte sich in schwarzen Wänden. Doch sie fühlte sich so friedvoll an, Leicht und wie der Fliederwolkenschaum Ihrer Blindheit in entblößter Stille. Chaos der Gedanken, ich begann Hilflos einzutauchen in das schrille Klirren einer ungekannten Zeit. Eingehüllt in unsichtbare Lichter, Irgendwo…

Verloren

Und wieder geht ein Stück von meinem Ich mit dir in einem Traum verloren. Verbunden mit den Schmerzen löst es sich, hat meiner Seele abgeschworen. Wie soll ich jemals diese Wunde schließen, aus der wie Blut die guten Tage fließen?   Ich bin gelähmt, in Trauer eingehüllt und meine Zeit will stehenbleiben. Es ist, als ob ein Schicksal sich erfüllt,…

Trauerschmerzen

Da ist ein stummer Schmerz in mir verborgen, er zieht mein Dasein schweigend in ein Sinken, lässt mich in einem Meer des Nichts ertrinken, in einem Fühlen ohne Zeit und Morgen.   Da ist die Müdigkeit wie eine Schwere und sie erdrückt mein Denken ohne Gnade, erstickt die Seele kalt in einem Bade aus Hoffnungslosigkeit und öder Leere.   Da…

Nimm dir Zeit

Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich treiben, komm mit hinaus, ich zeig Dir eine Welt, wie du sie so vielleicht noch gar nicht kanntest, ein kleines Paradies, das dir gefällt. Fühl mit mir Dinge, die du nie empfandest und die dir für dein ganzes Leben bleiben.   Lass uns doch einfach durch die Wiesen gehen. Spürst du den…

Ein neues Leben

Wie hast du mich gefiederzart umfangen, du Hoffnung auf ein neu erglühtes Leben, gelöst und frei von Zielen und vom Streben, befreit von der Begier und dem Verlangen.   Die Wünsche, welche stetig mich durchdrangen, sie wollten mir die Muße nicht vergeben, mein Sein mit Ruhelosigkeit verweben, aus der nicht Rast noch Frieden mir entsprangen.   Wie Sonnentage, wenn sie…

Die schottischen Highlands

Als läge ein Mysterium darinnen, erhebt sich Schottlands Hochland wild vermessen und in der Weite rätselhaft vergessen. Die Einsamkeit, sie scheint hier zu beginnen.   Aus seinen Hügeln seh ich sie zerinnen, die Wolken, wenn sie kahle Matten nässen und fließend Täler in die Berge fressen, dabei auf Heimkehr zum Atlantik sinnen.   In dunklen Seen bleibt ein Wunsch gefangen,…

An manchen Tagen

An manchen Tagen möcht ich gerne fliehen, wenn mir die Lethargie den Atem schnürt, die Seele nur Bedeutungsloses spürt und sich die Stunden in die Länge ziehen.   Dann wieder kommen diese hellen Stunden, an denen ich so gerne leben will, doch in mir bleibt es eigenartig still, als wär mein Herz an einen Fels gebunden.   Dann weiß ich…

Am Morgen

In dunstigen Schwaden, so atmen die Tannen die Kühle vergangener Nacht in den Tag. Die Umrisse, die schon der Schwärze entrannen, gebären, was grad noch im Finsteren lag.   Die Luft, sie steht über den taunassen Wiesen, sie ist wie verwunschen im Schlafe erstarrt. Die Stille scheint sacht aus den Schatten zu fließen, gemächlich, und bis sie im Dämmern verharrt.…

Bass Rock

Gewidmet dem Felsen der Basstölpel in Schottland   Gewaltig ragt der Fels aus grauen Fluten, umkränzt von seines Meeres Wellenschaum. Ich seh vom Strand am fernen Küstensaum an seinem Riff der Wogen Wut verbluten.   Der Stein, so fest, als wollt er nie vergehen, trotzt Brandung, wilden Stürmen und der Zeit, als wär er von der Wirklichkeit befreit, als würde…

Verlassen

Noch lebt dein Anblick hell in meinen Träumen, doch fehlt das Lächeln, das ihm Leben gab und  mir die Tage wolkenlos verschönte. Ein alter Wind in meinen Erlenbäumen, er haucht aus modrigem Gedankengrab die Melodie, die nie mein Wollen krönte.   Noch immer liegt dein Duft in meinen Räumen. Wie spröder Stuck, so rieselt sie herab, die heile Welt, die…

Im Wald

Ein Rascheln geht im mürben, alten Laub, im Takt der Schritte auf dem Schattenwege, gesäumt von Buchen, Eichen und den Tannen, zu deren Füßen ich mein Fühlen lege. Die Luft ist wie erfüllt vom Feenstaub aus Märchen, die an diesem Ort begannen.   In Strahlen dringt das Licht in dieses Reich, es sticht ins Dämmergrau mit Glitzernadeln. Wie stark die…

Wärme

Wie liebe ich die wohlig traute Wärme, des Schattens Labsal unter dichtem Laub, den Heuduft, den Getreideerntestaub, des lauen Abends Tanz der Mückenschwarme.   Kein Ofenplatz, kein Feuer hat die Tiefe, wie sie des Sommers Sonnenglut gebiert, die selbst in lauer Nacht sich nicht verliert, als ob darin die Kraft des Daseins schliefe.   Wie liebe ich Geborgenheit zu spüren…

Auf und Ab

An eines viel zu kühlen Sommers Rand, wenn Licht und Wärme schon die Kraft verlieren, dann rinnt das stille Hoffen aus der Hand. Und dennoch war das Warten nicht vergebens, weil auch die lauen Tage Früchte zieren. Ein Auf und Ab, das ist der Gang des Lebens.   Wenn manchmal Steine liegen auf dem Weg, wenn dunkle Wolken Trauerschatten legen…

Regen-Tief

Die Augen zu,  beginne ich bewegt zu lauschen. Ein leises Klopfen, das die Stille bricht, schwillt stetig an zu einem monotonen Rauschen, gezeugt von einer Regentropfenschar, von der ein jeder kleine Glitzerwicht gerade noch im Wolkenhimmel war.   Wie kleine Tränen fallen sie auf Blatt und Erde und ich empfinde still Melancholie. Ich spüre, dass ich ohne Kummer traurig werde…

Vierzig Tage

Es waren vierzig leere Tage. Ich stelle immer noch die Frage: Warum bist du gegangen? Und da ich keine Antwort wage, bin ich darin gefangen, in Schuld und einer stillen Scham, die mir mein Selbstverständnis nahm.   Es sind gefühlte tausend Worte, die ich seit jenen Stunden horte, sie irgendwann zu sprechen. Wie das Alleinsein in mir bohrte, als wollte…

Herbstzeitlose

Ich hatte späten Sommer im Gemüt und sah ein Violett in feuchten Gräsern, ein zartes Rosa, schimmernd, seltsam gläsern, am Waldrand, wo die Herbstzeitlose blüht.   Auf meinen Stunden lag ein weißer Hauch, der Mehltau jener ausgereiften Tage. Als kalter Nebel schwebte eine Klage im alten Leben wie geweihter Rauch.   Doch färbte eine warme Farbenpracht mir jenen  greisen Abend…

Vergänglichkeit

Wie Schwermut ruht der Sommer in den Auen im wolkengrauen, blassen Dämmerlicht. Fast schwarz erscheint das sonnenmüde Laub, auf alten Blättern liegt ein fahler Staub. Es ist die Zeit und sie bewegt sich nicht, als schlummre sie in göttlichem Vertrauen.   In diesen Tagen schwebt ein sanftes Schweigen, da ist ein feierabendlicher Duft, vermischt mit Stolz und mit Zufriedenheit, als…

Verloren

Noch verstecken sich die warmen Tage hinter einem Wind, der kalt erscheint. Viele Tränen bleiben ungeweint, weil ich nicht an dich zu denken wage.   Wieder schreibt die Zeit die gleiche Frage in ein Bild, das dich und mich vereint, und das Leben immer neu verneint, bis ich jeder Zuversicht entsage.   Lange haben wir uns schon verloren, hat der…

Die Stille der Nacht

So gerne lausch ich in die Nacht hinein, von friedenvoller Ruhe sanft umflossen. So heilsam in die Stille eingeschlossen, da fließen die Gedanken seltsam rein.   Wie Wohltat hab ich das Vergessensein im Schoße jener Dunkelheit genossen und trank vertrauensvoll und unverdrossen Besinnlichkeit wie süßen Seelenwein.   Erkenntnis fließt in endlos schwarzer Tiefe, mit Sternenfunkeln feierlich geschmückt. Mir ist, als…

Gedanken am Friedhof

Im Baldachin der Trauerweidenbäume verliert sich leis ein warmer Sommerwind, der durch die Gräber streicht, so seltsam lind, als wüsste er um lang vergessne Träume.   Es ist, als ob ein Weh die Stätten säume, in denen das Vergangene zerrinnt, und jenseits hell ein neues Sein beginnt, im Dunkel ungekannter Weltenräume.   Die Zeit, so ohne Ende und Beginn, hier…

Junger Sommer

Mit den ersten Sommerwinden kommt der Holderduft entlang, mischt sich sacht mit dem der Linden und dem Amselliederklang.   Espenblätter, die sich regen, zittern in den lauen Tag, neuer Sonnenglut entgegen, die der Mittag bringen mag.   In der Wärme sanft geborgen, ist ein Werden überall und der Glanz in diesem Morgen seines Friedens Widerhall.   Heute möcht ich einfach…

Urbaner Abend

Ein heißer Tag verliert sich an den Wänden der Häuserschluchten einer großen Stadt, verschenkt sein Glühen aus den feuchten Händen an die Fassaden, grau und seltsam matt.   Der Großstadtlärm hat fühlbar zugenommen, die Feierabendhektik macht sich breit und hat ein Tagesmaximum erklommen. Das Leben tobt, hat scheinbar keine Zeit.   Ein schlechter Atem zieht durch müde Straßen, die Parkplatane…

Abschied am Berg

Am Kiefernwäldchen auf der Ruhebank hat regungslos ein alter Mann gesessen. Er wirkte traurig, irgendwie vergessen, als er in den Gedanken still versank.   Der Greis, er liebte diesen stillen Ort, verbrachte dort die letzten Lebensstunden; mit all den Narben ungezählter Wunden, so saß er müde da und sprach kein Wort.   Vom langen Weg die Kräfte aufgezehrt, hielt die…

Fesseln der Pflicht

Den Lebensweg, er ist ihn all die Zeit bis an sein Heute fügsam hingegangen, gewissenhaft und scheinbar unbefangen, zu allem, was die Pflicht verlangt, bereit.   Von jener Knechtschaft hat er sich befreit, von Fesseln, die ihn in die Richtung zwangen, mit einem fremden Müssen ihn durchdrangen und endlich auch von der Verlogenheit.   Wie hätt er zu sich selber…

Meine Freundin, die Glocke

Mit einem Ostwind kam er hergezogen und einem letzten kühlen Junihauch, der Glockenklang, er ist vorbeigeflogen, berührte magisch jeden Baum und Strauch.   Drei Jahre war ich, habe zugesehen, als man die Glocke in den Kirchturm zog und konnte staunend damals nicht verstehen, wie viele Leben sie und Tode wog.   So oft rief sie an späten Nachmittagen mich heimzugehn…

Nur einen Augenblick

Sie hatte sich mit ihrem Seidenkleid im warmen Sand der Dünen fallen lassen und ihres Anblicks Liebreiz ließ vor Neid die grünen Gräser rings umher erblassen.   Des Meeres gurgelnd zarter Wogensaum verlief sich wie verspielt in flachen Sanden, als murmelten die Wellen einen Traum, den glitzernd sie im weiten Blau erfanden.   Es waren nur Momente, dann verschwand das…

Wundgefragt

Der Sommer steht mit seinem warmen Tag von einem kühlen Wind umweht im Garten. Ganz seltsam liegt auf allem Grün ein Warten, wo gestern noch ein reges Reifen lag.   Als ob die Zeit im Laufe innehält, des Universums Fundamente wanken, doch nein, es sind ja letztlich nur Gedanken, die still entführen aus dem Ist der Welt   in ein…

Trost

Wo sind sie, die glücklichen Tage? Die Strömung des Schicksals, sie zog sie dahin, riss mit sich das Lachen, die Lust und den Sinn und stellte das Leben in Frage.   Wie soll ich im Dunkel bestehen? Das Los nahm mir Zuversicht, Glauben und Ziel, die innere Kraft meines Wesens zerfiel, um trostlos im Leid zu vergehen.   So schau…

Spät da draußen

Der Sommerabendhimmel, rot beleuchtet, ein Heuduft in den Matten, jüngst gemäht, die schwere Luft gewitterschwül befeuchtet, verlor ich mich weit draußen noch so spät.   Durchtränkt von tiefer Stille sank ich nieder. Voll Frieden klang er aus, der welke Tag, wie seine unhörbaren Abendlieder, in denen meine Seele schwelgend lag.   Das Schweigen floss hinunter in die Auen, mit Dämmerung…

Die Lüge

Müde, an der Ozeane Rand, wo ich glaubte, dass ich Frieden fände, saß ich und der allerfeinste Sand rann mir durch die Finger meiner Hände. Bis mit einem Male ich empfand, so, als ob ich nah am Abgrund stände.   Und ich sah, wie meine rare Zeit mir entglitt, als würde ich gezogen mit den Strömen der Gezeiten weit auf…

Erste Heimkehr

Vor Jahren, als ich einsam in Gedanken auf einer Düne stand am Ozean und auf das unruhig graue Wasser schaute, geschah, dass ich den Augen kaum noch traute. Ich war mit einem Male magisch angetan von einem Glück, das meine Sinne tranken.   So fern und an der Grenze meines Sehens, wo still das Meer sich mit dem Himmel eint,…

Seelenrand (Akrostichon)

Seidenglanzumsponnen ist mein Fühlen, Eingewoben in den Lauf der Welt. Ebenmäßig mahlen ihre Mühlen, Letztlich bis mein Sein zu Staub zerfällt, Ende und Vergessen mich umspülen. Nicht das Glauben, sonder das Erkennen Reicht bis über meinen Seelenrand. Alle Zweifel werden dort verbrennen, Nur der Rauch aus ihrem Flächenbrand, Der wird einst mir eine Antwort nennen.

Warum

Von einem klammen Winterwind getrieben fliehn Regentropfen durch die Zeit, verzagtes Bangen im Geleit. Ein Zitterfrieren ist zurückgeblieben.   Da war ein dumpfes Klopfen an den Wänden, ein Rufen aus der Finsternis, im tiefsten Nichts verloren, bis es widerhallte wie aus Höllenbränden.   In Tränen prallt das Klagen an die Scheiben und schreibt ins Fenster ein Warum. Doch ist die…

Bald

Ein inneres Zerwühlen, es durchschwebt das Nacktsein im Geäst der alten Birken, die seelenlos und dennoch atmend wirken. Es ist ein Hoffen, das in ihnen lebt.   So seltsam still gefangen hinter Glas erscheint das Warten auf ein Wiederkehren. Wie lang noch lässt der Anfang sich verwehren? Da war ein Knistern, das ich lauschend las,   ein seidenweicher Glanz, den…

Was bin ich

Eines ist zuweilen für mich hart: Zu erkennen, wer und was ich bin. Festgekettet an der Gegenwart, für die Zukunft blind von Anbeginn.   Und mein Schicksal ist im Ungewissen, der Barmherzigkeit ganz untergeben, meinem Wollen gnadenlos entrissen. Bin ich das, ist das mein ganzes Leben?   Einsicht, die in Arroganz erfror, scheint vernebelt. Ich bin nicht allein, nicht die…

Anemone nemorosa

Der Tag sinkt seinem Dämmern zu und in das Rot der letzten Wärme. Im zarten Licht der Abendruh verweht der Tanz der Mückenschwärme.   In stiller Andacht steht der Baum geheimnisvoll gehüllt in Schweigen, als greife er den Weltenraum mit seinen blätterlosen Zweigen.   In jener nebelkühlen Nacht ist aus dem Moderblättergrunde ein Buschwindröschen still erwacht, noch vor dem Reif…

Ein Flüstern

Vom Dorf den Hang hinauf tönt dreistes Lärmen, jedoch es kann den frühen Drang nicht stören; auch nicht das glimmersanfte sich Erwärmen. Die Nähe schweigt, man kann das Werden hören.   Vom Berg herab ergießt sich still ein Frieden. Ein Flüstern, das Erwachen prophezeit, von unsichtbaren Kräften ausgeschieden, die aus den Gründen steigen weit und breit.   Ein Schauer, er…

Finsternis

So hat die Nacht mich denn umfangen mit ihrem nebulösen Schwarz. Ihr Atem streichelt meine Wangen, mein Blut fließt zäh wie Tannenharz.   Ein Flüstern kommt ins Ohr gekrochen, ein Raunen, das die Brust verschnürt. Ist da nicht laut ein Zweig gebrochen? Mir ist, als hätt ich es gespürt.   Ich blicke auf; kein Sternenfunkeln, kein Wolkenschein des Mondenlichts, nur…

Nacht

Wie stilles sich Verlieren in den Winden, die seltsam rastlos und verloren sind, entflieht mir ein Gedanke und beginnt, im Fernen eine Heimat neu zu finden.   Ich hör im kühlen Dunkel leises Flehen. In Knospen kahler Zweige schläft ein Traum, gehüllt in einen rosaroten Flaum, aus dem die Ängste himmelwärts verwehen.   Geheimnisse, die in den Nebeln schleichen, ich…

An die Sonne

Ehrfurcht vor dem Spender allen Lebens, spüre ich im Leuchten, grell und fern, neige demutsvoll das Haupt dem Stern, dankbar für die Fülle seines Gebens.   Nachts in abgewandten Schattenstunden bleibe ich vor Finsternis verschont, denn im Licht des blinden Spiegels Mond hab ich oft am Himmel Trost gefunden.   Ungezählt sind alle die Äonen, seit dein ungezähmtes Feuer brennt,…

Einsam durch Dich

In meinen müden Augen fließt Begehren, so schmerzhaft fern ist, was mein Traum mir zeigt. Die Wirklichkeit ist öde und sie schweigt, wenn meine Lippen sich nach dir verzehren.   In den Gedanken, die mich hoffen lehren, aus denen Trost in Phantasien steigt, bevor Verlangen sich in Wahn verzweigt, erblüht ein Stück Erfüllung im Entbehren.   Dein Bild kann mir…

Befreites Ich

Manchmal fühle ich ein dumpfes Wanken im Verborgenen, ganz innen drin, wo der Seele Wurzeln sich verzweigen, eingewachsen in erstarrtes Schweigen. Hüllenlos wird sichtbar, was ich bin, lesbar die verwobenen  Gedanken.   Manchmal öffnen sich geheime Türen und ein zarter Hauch befreites Ich flieht aus des Empfindens Wärmequelle in die Welt hinaus, ins blendend Helle, wo im Kampfgewühl des Lebens…

Unbekannte Dimension

Es ist als ob ein Ton herüber schwebt, ein Summen und ein Hauch von Seidenrauschen, in dem die Ruhe eines Friedens lebt, wenn wir uns schweigend in die Seelen lauschen.   Wie Wasserwellenkreise auf dem Teich, die sich begegnen ohne sich zu stören, fließt ineinander und hinweg zugleich der Atem und gebiert ein sich Betören.   In der Berührung dann…

Schwarzwald

Ein Echo tief im Nadelwald, das durch die Tannenstämme hallt, erzählt die alten Sagen vom Leben einer andern Zeit, versunken in Vergessenheit, aus friedenvollen Tagen.   Geheimnisvoll durchdringt der Klang wie ein verwunschner Elfensang das Schattenreich der Bäume. Als zarter Hauch durchströmt die Luft der harzig moderfeuchte Duft dereinst durchlebter Träume.   Mit Wehmut sickert ins Gemüt ein alter Wunsch…

Entfachtes Leben

Der Reif, im Schattenrand gefangen, ist mit dem Morgenlicht vergangen, die Schlehen blühn im Gäu. Wie unschuldsweiße Heckenbänder erstrahlen ihre Blühgewänder, ein jedes Jahr aufs Neu.   Man ahnt das Grün in Buchenzweigen, aus Knospen, die nicht länger schweigen, man spürt den frischen Duft und allenthalben neues Quellen, im Drang dem Aufbruch sich zu stellen, dem Schwingen in der Luft.…

Frühe Stadt

Ein kaltes Blau will schon die Nacht verdrängen. In matter Dämmerung entsteht der Tag und nimmt ganz sacht das Dunkel in Beschlag, versucht sich ins Laternenhell zu zwängen. Noch kämpft die Stille der verglühten Nacht mit einem ersten Lärmen, das erwacht, an Häusern widerhallt mit hohlen Klängen.   Noch einmal seufzt die Stadt durch ihre Straßen und atmet Frischgebacknes in…

Der Alte Bauerngarten

In stillen Stunden, da versinke ich, da nehmen die Erinnerungen mich nach Haus in alte Sonnenzeiten. Es sind Gedanken nur, jedoch ich weiß, sie sind ein Freudenquell, wenn sie mich leis in meine Knabenwelt zurückbegleiten.   Und immer wieder find ich mich dabei so unbefangen und so sorgenfrei im alten Bauerngarten wieder. Ich atme blütenstaubgetränkte Luft, vermengt mit dem Verlockungsduft…

Spinnennetz der Zeit

Gedanken nur, sie sind ganz still gegangen, entlassen in die  Anonymität; sie sind, noch ehe man sie je errät, im Spinnennetz der Ewigkeit gefangen.   Die Furcht wird nicht zum Seelengrund gelangen, denn auf dem Weg, da gibt es kein Zuspät, das in den Frieden falsche Bilder sät, mit Lügen einer Zuversicht behangen.   Gib mir die Hand und lass…

Letzter Lenz

Gehüllt in frühen Blütenauenduft saß still ein alter Mann mit seinem Leben. Ein Frieden schien um die Gestalt zu schweben in der mit Wohlsein sanft erfüllter Luft.   Vom Berg herab floss schweigend Einsamkeit. Der Greis, versunken in Erinnerungen, war spürbar von Zufriedenheit durchdrungen; er schien vom Leiden seines Wegs befreit.   „Mein rastlos treues Herz, was willst du mehr?“…

Rosen in Montagnola

Er hatte lang schon alles ausgesprochen, was es der Menschheit noch zu sagen galt und blieben auch so viele Herzen kalt, der Glaube war doch immer ungebrochen.   Die Einsamkeit in seinen alten Tagen, das in sich Ruhen nach der Wanderschaft, sie schenkten ihm Bescheidenheit und  Kraft, die Feder wegzulegen ohne Klagen.   Sein Wirken galt fortan der Rosenpflege, dem…

Es ist gut

Gewidmet meiner Freundin Lieselotte Streckbein   Es waren ihre Worte, und sie klangen noch nach im Trauerglockenton, mit unhörbarem Klagelaut synchron, in stiller Schwermut des Moments gefangen.   Es lag etwas Befreiendes darinnen, ein tiefer Frieden, der dabei entstand, in einem müden Lächeln Ausdruck fand und spürbar war im Abschied ein Beginnen.   Es waren ihre Worte und sie klangen…

Wann wird man je verstehn

Als sacht die ersten Regentropfen fielen, da wuschen sie ein Warten aus der Zeit. Die Stunden schienen mit dem Sein zu spielen, als seien sie vom Lauf der Welt befreit.   Ein wilder Wind verwirbelte das Schweigen am Wegesrand mit trocknem Straßenstaub, verfing sich müde in den stummen Zweigen, starb flüsternd im erregten Eschenlaub.   Der Himmel hatte längst sein…

Lebenskraft

Ganz sachte fällt das weiße Hochzeitskleid des Apfelbaumes in die Blumenwiese. Mir ist, als ob es junges Leben schneit, ein warmer Wind es sachte niederbliese.   Der Nektarrausch wallt immer noch im Blut, doch ruhevoll verliert sich das Verlangen. Es regt sich an den Zweigen schon die Brut, das Reifen, Werden, es hat angefangen.   Wo ist die Kraft, die…

Letzter Aufbruch

Weiße Wolken ziehen mit dem Wind, so als wären es Erinnerungen, die mir aus dem Sinn entkommen sind, ins Vergessen schweben in die Ferne. Und ich sitz von Wehmut eng umschlungen, bis die Nacht mich hüllt, das Licht der Sterne mich in wundersame Träume spinnt.   Meine wunde Seele, federleicht, treibt in friedenvolles Wohlbehagen, alle Trübsal des Vergangnen weicht einer…

Stummer Abend

Schweigend sinkt sie hin, des Sommers Helle; wortlos pflüg ich durch Erinnerung und mein Abend ist noch rot und jung, wie ein Gitterstab in meiner Zelle.   Immer wieder hör ich jene Stimmen, Raunen, das aus dem Vergessen steigt, sich in Flüsterlaute jäh verzweigt, die in Ahnungslosigkeit verschwimmen.   Wie vergreist erscheinen Kindgesichter; keines hat im Leben je gelacht. Mit…

Die inneren Ängste

Es ist ein Tag wie jeder andere, in Müdigkeit verlieren sich Gedanken, die um Bedeutungslosigkeit sich ranken wenn ich im Unbewussten wandere.   Mir fehlt ein Quäntchen nur zum neuen Ufer; ganz ohne mich zu quälen geb ich auf, lass der Bestimmung folgsam ihren Lauf und hör nicht auf den Rat der fremden Rufer:   Es gibt ein Dasein nach…

Ende der Hundstage

Das Tageslicht ist spät heraufgestiegen, mit mattem Glanz liegt satter Tau im Gras nach kühler Nacht, die in den Sternen las: Die Kälte naht, wird irgendwann obsiegen.   Noch wärmt der Stern, doch sind sie Winde steifer, als bliesen sie die Grelle aus dem Licht. Der Schatten Länge spüren wir noch nicht. Wohin man schaut erscheint das Leben reifer.  …

Vereint

Ein Sehnen fließt kristallklar über Steinen am Kieselgrunde meines Seins und strebt der Mündung zu, wo die Erfüllung lebt, wo meine Wünsche eins sind mit den Deinen.   So treiben wir dahin, ganz fest umschlungen, und leben trunken ein Stück Ewigkeit, von drückend schwerer Seelenlast befreit, voll Demut mit Zufriedensein durchdrungen.   Ein Balsam legt sich heilend auf die Wunden,…

Du

Ich leg in deines Daseins Wärme mein ganzes Fühlen stumm hinein; im Lufthauch bunter Falterschwärme soll schwebend es geborgen sein.   So friedvoll ist mir deine Nähe, so wohlig leidvoll die Begier. Ich träumte, dass ich Hoffnung säe und meine Ernte ist das Wir.   Was vor dir war ist sanft zerrüttet, mein Leben, es war seltsam leer. Hast deinen…

Schuldige Nacht

Ein Klagelaut ging durch die Nacht in eine unsichtbare Ferne. Das Weinen hat mir Angst gemacht, kein Trost war mir im Schein der Sterne. Die Uhr durchbrach die Finsternis, so laut schlug sie die erste Stunde. Ein Schatten an der Wand, er riss in meine Seele eine Wunde. Ein Dämmern schlich durch mein Gemüt, wie dunkles und geheimes Wissen, in…

Morgen ohne Gestern

Ein heller Rand am Horizont, türkis, ganz seltsam kalt, so steigt der Tag herüber und keiner weiß, wo er das Gestern ließ, als gäbe es nur ein Danach im Heute. Erinnerungen, wurden alt und trüber, ganz langsam des Vergessens leichte Beute.   Ich hör ein Flüstern: „Dreh dich nicht mehr um, dort ist die Nacht mit ihren tausend Ängsten! So…

Gefangen

Da ging ein ungekanntes Beben, ein Zittern, beinah schon ein Schmerz, durch all die Zeit in meinem Leben und mit dem Klagen himmelwärts. Es war ein Bitten um Vergeben für all die Lügen voller Lust, die niemals zu bezwingen waren und wenn, hab ich es nicht gewusst. Nach all den unverstandnen Jahren mit beiden Seelen in der Brust verlangt es…

Späte Tage

Da war ein Hauch von Müdigkeit verborgen in jenes späten Tages Licht, als sehne es sich nach dem Tod im Morgen, als fürchte es sein Dunkeln nicht.   Das Wärmen ist im Wolkengrau verschwunden, gibt einem klammen Dämmern Raum, als hätt das Jahr den Abend schon gefunden, als falle schon der Saft im Baum.   Auf Wachstum folgt das Ernten…

Vergrabene Lügen

Als wär ein Flüstern in den Strähnen am greisen Trauerweidenbaum; aus seinen Zweigen fallen Tränen, befeuchten einen alten Traum.   Der schlummert lang schon in der Erde, bedeckt mit einer Liebe Los. Ein Schrei, dass Licht und Wahrheit werde, er sickert aus des Grabes Schoß.   Die Luft voll Willkür dreister Lügen entsteigt verhülltem Modersarg, als ob die Hölzer nicht…

Abgesang

Das Blätterdach ergraut in warmem Rot, ein Gelb der Sehnsucht liegt auf allem Leben. So klamm die Nebel, die im Morgen schweben, als wären sie entseelter Duft aus Tod.   Wie Angstschweiß einer vorbestimmten Not, des Taues Tropfen, die an Gräsern kleben, wie Perlenfäden an den Spinnenweben. Da schwelt ein Wissen, das die Welt bedroht.   Ein Lufthauch, vollgesogen mit…

Letzte Stunden

Schon lang trug er am Leben sichtbar schwerer, er schleppte es durch seine letzte Zeit, oft seltsam still und irgendwie bereit, die alten Augen schienen müd und leerer.   Bedrücktheit lag in jenen letzten Räumen als er in seinem Lieblingsstuhl versank. Schon lange kalt, der Tee von dem er trank, er spürte, es gab nichts mehr zu versäumen.   Die…

Zu spät?

Ein müder Abend, voll von toten Stimmen, sie sagen nichts und tun dies unentwegt. Gesichter ohne Züge scheinen zu verschwimmen, sind bald ins Nirgendwo hinweggefegt.   Ich sitze, lausche ängstlich in die Stille, fühl mich bedeutungslos und winzig klein; dem Gaffer an der Tür beschlägt die Brille, er sieht mich nicht, es scheint, ich bin allein.   Die Ascheschuppen in…

Verweht

Ich tauch die Feder in mein Tintenfass, gefüllt mit Flüstern und Entsetzen, als wollt ich mit dem Schwarz verletzen; und da, es steigt, noch ist der Schriftzug nass, ein Klagewort aus dem Papier, vom Unschuldsweiß herauf zu mir, so wie ein widriger Gestank nach Hass.   Ich senke schreckensbleich mein Haupt, da steht, du hast mein Leben ausgeblutet, mein Herz…

Verborgenes Glück

Da geht durch die Gedanken sacht ein Leuchten wenn ich an jene hellen Tage denk. Wir hatten alles, nichts, was wir noch bräuchten und jeder Augenblick war ein Geschenk.   Der Himmel sah sich selbst im Meereswasser, wir saßen fest umschlungen still im Sand. Die Gegenwart, sie wurde immer blasser, wir lebten in der Nacht, die uns verband.   Die…

Schwermut

Die dunklen Tage treiben Trauerschweiß der Mattigkeit in lidbedeckte Augen. Gedanken, die allein zum Klagen taugen, sind alles, was die müde Seele weiß.   Der tiefe Schmerz hat all das Licht verbraucht und Hoffnung ist im welken Gras versunken. Im Wind verwehn des Feuers letzte Funken, als hätt die Welt ihr Leben ausgehaucht.   Ein kleines Licht brennt dennoch unverzagt…

Lenzenherbst

Du hast dein Sein an meine Brust gelegt, mit deiner Wärme mich so zart umfangen, hast starre Berge in mir drin bewegt, füllst Schattentäler hell mir mit Verlangen. Der Herbst, er malte Sterben in die Bäume, wie welke Blätter fielen Jugendträume.   Der Glanz in deinen Augen, er zerwühlt den Grund der Seele mir und was darinnen verborgen liegt, in…

Farbenspiel

Als hätte er die bunte Ruhe aus jenem Tal am Wald gesogen, so spannt sich hoch der Farbenbogen von seiner goldgefüllten Truhe,   geboren aus der Glut der Tage, gemalt auf schwarzer Wolkenwand, von gottgeführter Künstlerhand, ein Diadem, erlesen, vage,   bis Schein und Helligkeit verblassen und endlich in den Regenfluten Gestalt und Kolorit verbluten, sich ins Entfärben spülen lassen.…

Ein Fluch

Meine Seele offen wie ein Buch, nebelwallend zieht ein Lebensfluch durch die engen Gassen meines Fühlens. Ahnung, sie umarmt mir die Gedanken wie ein Schauer moderklammen Kühlens. Deutlich spüre ich die Festung wanken, wie Vertrauen sich im Dunst verliert, Angst aus grauem Nirgendwo gebiert.   Es war letztlich nur ein Zeitvertreib, Dornen schrieben es auf meinen Leib, doch ich fühlte…

Denkpause

Ich lass für einen winzigen Moment das Wissenwollen und das Forschen ruhen und lösch das Feuer, das noch in mir brennt, entsteige meinen engen Wanderschuhen.   Ich gönne den Gedanken eine Rast und schließ die Augen, will nach innen schauen, bin meines eignen Herzens rarer Gast, genieß den Augenblick im Selbstvertrauen.   Die Welt versinkt, doch bin ich nicht allein…

Bist du auch fern

Verlangen pocht in mir nach fernem Ziel. Sind auch Entfernungen nie wirklich  Schranken, für alle dir gewidmeten Gedanken, ist schon ein Schritt entfernt von Dir zu viel.   So manche Träne des Begehrens fiel mir auf dein Bild, seit wir uns feurig tranken, ins Paradies des Miteinander sanken, in eine Welt so feenhaft fragil.   Doch wird die Bindung durch…

Wintertag

Die Zeit fließt zehrend durch bereiftes Land, aus dessen Stille steigt ein leises Klirren, in dem die tiefen Strahlen sich verirren; sie zaubern Glanz ins kalte Weißgewand.   Es ist ein Warten, eine kalte Rast, kein Blühen, kein Gedeihen wird es geben. Im grellen Totenhemde schweigt das Leben; wie stummes Flehen ragt der kahle Ast.   Und jeder Tag verteilt…

Schwarz

Es ist so Vieles uns verborgen im matten Schwarz der Dunkelheit. Du siehst sie nicht, die Angst und Sorgen, von gaffender Beschau befreit,   gelöst, denn Schwarz ist tief und weit. Da reicht ein Schrei nicht bis ins Helle und bis ans Ende keine Zeit; der Zeiger kommt nicht von der Stelle.   Was ist das nur für ein Geselle,…

Schneeregen

 Versteckte Wehmut klebt am Fensterglas, rinnt in Erinnerungen an den Scheiben, als ob die Tropfen mir von damals schreiben, von einem Glück, das ich dereinst besaß.   Ein Kindsein, arglos, in Geborgenheit, als schwebte es in jenen grauen Schwaden, in denen schaurig kahle Hecken baden, als stummer Traum, vom Gang der Zeit befreit.   Der Widerschein im Seelenfensterglanz lässt nebelhaft…

Novembernacht

Die Finsternis, der Atem langer Nächte, haucht einen grauen Schleier in das Tal, als ob er schwebend das Erkennen brächte, das er dem Frost und seiner Kälte stahl.   Man hört nicht, wie bereifte Blätter fallen, geräuschlos geht das Sterben durch die Nacht, als fühlte man die Stille widerhallen und wie sie schweigend kalte Angst entfacht.   Verborgen das Wohin…

Die Katze Gala

Wie weit ging stets mein Schauen in die Welt, hinein in tausend ungelebte Träume, in Sorge, dass ich ach so viel versäume und dass mein Los den Weg ins Glück verstellt.   Die Katze Gala hat es mir gezeigt, sie hatte Freiheit, Nahrung, war zufrieden. Bin ich von dieser Gala so verschieden? Ich schau sie fragend an, jedoch sie  schweigt.…

Der Nordwind  

Der Nordwind rauscht und trägt die Hungerzeit hinein in ein erschöpftes Harren. Von ferne kräht das Hufescharren, des weißen Schlafes Gnadenlosigkeit. Und in Erschöpfung bleibt das Leben stehn, im grünen Treiben einzuhalten, erneut die Tatkraft zu entfalten. Der Nordwind rauscht, wird altes Laub verwehn.   Der Nordwind pfeift, sein weißer Schleier fliegt auf eiskristallnen Glitzerschwingen, in deren Auf und Ab…

Es weihnachtet

Durch letztes Gelb verhauchen klamme Winde. Da ist er wieder, lichterwarm gefühlt, der alte Traum, der in der Seele wühlt, wie einst in der Geborgenheit dem Kinde.   Es tropft noch aus dem Mistelzweiggebinde das Jungsein, märchenlos und abgekühlt, von nackten Wirklichkeiten leergespült, verborgen unter hartgelebter Rinde.   In Unschuld pochen Herzen unter Stahl, doch geht die Wärme gnadenlos verloren,…

Wetterleuchten

Erdrückend ist es, dieses schwüle Schweigen. Still dürstend steht das Grün bewegungslos, die Nacht liegt wie ein schwerer Atemstoß im welken Gras, im Baum und seinen Zweigen.   Kein Stern will sich am düstren Himmel zeigen, die Dunkelheit erscheint mir seltsam bloß; sie trägt Erwartung stumm in ihrem Schoß. Ich fühle Schwermut aus den Schatten steigen.   Ersehnte Botschaft ist…

Die Glückskastanie

Es war schon kurz vor halb sieben, als ich das Haupttor der Firma im Eilschritt passierte; ich hasse es, unpünktlich zu sein. Irgendwie war mir nicht klar, warum ich heute so spät dran war, ich, der immer überall eine Viertelstunde zu früh kam. Na ja, es war halt einer jener bescheidenen Tage, an denen so einiges nicht ganz rund läuft.…

Dahinter

Die Patina der abgelebten Tage verbirgt den Kupferglanz der Jugendzeit. Der Weg war steinig, nun bin ich bereit und stelle mich der allerletzten Frage.   Mit Ungewissheit nebulös verhangen, scheint mir das Ende ein Portal zu sein in schwarze Ahnungslosigkeit hinein. Ein Unbehagen hält mich stumm gefangen.   Und irgendwann, da öffnet sich die Türe. Ich weiß, dann habe ich…