Kategorie: Sozialkritisches & Gesellschaftliches

Das Ende der Sorglosigkeit

Auf der bedrückten Seele ruht ein Schatten, und immer öfter geht der Blick zurück, auf fast vergessenes, gelebtes Glück, das wir in ungetrübten Tagen hatten.   So rasch stand das Behütetsein in Frage, die Sorgenlosigkeit, sie war verrauscht, mit Ängstlichkeit und Zweifeln ausgetauscht. Wo sind sie hin, die arglos freien Tage?   Mit einer stillen Zuversicht umfangen, zu lernen aus…

Fünf vor zwölf

Fängt der Golfstrom langsam an zu schwächeln und am Nordpol schmilzt das Eis, dann vergeht uns bald das Lächeln. Sind die Metropolen irgendwann zu heiß,   und die Meere voll von Schmutz und Plastik, wird das Wasser langsam knapp, immer weiter schadstofflastig und die Wälder trocknen aus und sterben ab,   endlich dann verstehen wir vielleicht, dass, um unsre Welt…

Fremdes Schweigen

Das Leben, ausgebremst – es scheint zu stehen – ein Frieden, seltsam eins mit Unwohlsein – von Alltagshetze frei, dafür allein – doch ist am Tunnelende Licht zu sehen.   Die Stille ist politischer Beschluss, das Schweigen überall fast unerträglich, bedrückend fremd und doch beinahe schon alltäglich. Zum Glück ist da ja noch mein alter Freund, der Tinnitus.

Pandemische Stille

Es ist betreten still – ein wundervolles Schweigen. Ich lausche und ich will, dass Harfenspiel und Geigen die leere Grabesstille brechen mögen, dass traute Töne durch die Lüfte zögen.   Ein Frieden liegt darin – ein wohlig ruhiges Warten. Ich fühle es, ich bin in einem Zaubergarten, in dem die Zeit so unbekümmert badet, sich gehen lässt, scheinbar ganz unbeschadet.…

Stillstand

   Träge fließt das trübe Wolkengrau, über klamme Winterzeit gemauert, während scheinbar stummes Fürchten lauert – heimlich, hinterhältig ungenau.   Nichts bewegt das schlafende Geäst. Klang, aus der Alltäglichkeit geboren, scheint in starres Schweigen eingefroren, nur ein Lichtblick, der sich ahnen lässt.   Eine stille Regungslosigkeit liegt auf Dächern und auf Straßen, seit die Tage ihren Gang vergaßen – wie…

Wie lange noch

Wenn Sonnenstrahlen jeden neuen Morgen den Duft der Blumenwiesen neu entfachen, die Fluren aus der Finsternis erwachen, ist Göttliches im frühen Tag verborgen. Natur und Leben pur – jedoch, wer von uns weiß wie lange noch?   Wenn Bienen in den Glockenblumen trinken die Lerchen in den Sommerhimmel steigen, im Buchenwald sich Orchideen zeigen, dann mag die Welt in trauten…

Wie eine unsichtbare Wand

Sie schaut hinaus durch eine unsichtbare Wand, fest eingekesselt nun in schiere Angst und Scham, seit jener dunkle Schatten ihr die Sonne nahm, versteckt in der Umarmung, die sie nicht verstand.   So viele Worte bleiben ihr im Halse stecken, sie pochen wirr als falsche Schuld durch ihr Gewissen. Wie nackt steht sie, der Kindheit gnadenlos entrissen, nicht fähig, diese…

Vertrauen

Befreiend wohl tut die Verlässlichkeit – erwachsen aus Erfahrung und Erleben, vermag sie Glauben an das Du zu geben und lebt und stirbt mit dessen Offenheit.   Mich hinzugeben bin ich dann bereit und mutig in vertrauten Arm zu schweben. Auf diesem tiefen Sicherheitsbestreben beruht die wahre Freundschaft alle Zeit.   Es ist, als ob die Seelen sich umschlingen, als…

Barrieren

  Wo Mauern oder Zäune Völker trennen,  hat Menschlichkeit nur selten Halt gemacht –  sei auch der Schlagbaum noch so gut bewacht –  weil die Gefühle keine Grenzen kennen.    Verlangen kann Barrieren überrennen,  es widersetzt sich Willkür und der Macht.  Die Eintracht bringt ein Licht in kalte Nacht,  wenn Menschenherzen füreinander brennen.    Der Frieden ist die stille Glücksvision, …

Irgendwie verloren

In Verzagtheit nahezu verloren geh ich durch die Straßen dieser Stadt, die mir ein Verweil gegeben hat. Ungewissheit schwitzt aus allen Poren.   Hinter mir der Krieg, die Diktatoren, eine Flucht aus Elend und Verrat und die Scham, als ich um Hilfe bat. Stolz und Großmut sind darin erfroren.   Was macht manche Menschen so verschlossen? Alles ist so unvertraut…

Gefangen

Am Abend ist sie oft hinausgegangen, um sich vom Tag im Stillen zu befreien, ihm diese Qual der Öde zu verzeihen. Doch war sie seltsam in sich selbst gefangen   und konnte so zur Ruhe nie gelangen. Sie musste sich den Frieden mühsam leihen und war es leid, sich stetig zu kasteien, mit Fesselketten ihres Ichs behangen.   Denn selbst…

Fortschreckspiration

  Schadstoffschwanger schleichen Giftgaszungen, unsichtbar im feingestaubten Flug, lecken, gasgetarnt als Atemzug, Kohlenstoffgebinde in die Lungen.   Unheilvoll scheint grauer Dunst zu herrschen in der rußgeschmückten Häuserschlucht, wo er sich den Weg ins Wohlsein sucht, trübe ausgepufft aus Fahrzeugärschen.   Freiheit ist mobilgelebtes Hetzen und in trüber Wirtschaftswachstumsluft wabert köstlich-süßer Meuchelduft, um sich im Befinden abzusetzen.   Dieser Fortschritt lebe…

Tarngefleckter Wahnsinn

Wahnsinn, tarngefleckt, gräbt die Trauerlöcher unfassbaren Sinns mit den Marterschaufeln grenzenloser Schmerzen in die Seelen. Lach nur, Sensenman und grins jenen ins Gesicht und in die kalten Herzen, deren Tun die Meschlichkeit darniederstreckt.   Leiden, grenzenlos, ist die Heuer des Soldaten allezeit auf Galeeren seines Schicksal angekettet, nur vom Irrsinn oder schlicht vom Tod befreit. In des Lebens Sonne nie…

Wo sind sie hin?

  Wo sind sie hin, die ungezählten Toten, von Krankheit, Krieg und Unglück hingerafft, durch Folterqualen in Gefangenschaft? Man hat mir manche Antwort angeboten.   Ich blickte auf des nachts zu meinen Sternen, sah keinen Glanz und auch kein Paradies, sah nichts, was mir als Antwort sich erwies, die Lösung schien sich endlos zu entfernen.   So  ganz weit weg…

Gerlinde

  Gerlinde lebte nur in einem Traum, ihr Dasein schwebte still im leeren Raum. Die bösen Stunden hatten sie herausgelöst aus ihrem Kindsein und aus ihrem frohen Lachen. Seitdem hat sie in ihrer Phantasie gedöst und hat so oft versucht, ein Leben draus zu machen.   Am Tag, als sie den eignen Brautstrauß fing, auf ihre ungewollte Reise ging, war…

Ruhestand

Wem soll ich danken für das späte Glück auf meinem letzten Teil des langen Weges? Ich blicke hinter mich und auf ein reges, ein grambeladen schweres Sein zurück.   Sind es die Früchte, die ich heute pflück? Ist es der Lorbeer eines Privileges, verdient auf morschen Planken jenes Steges, den ich zu gehen wagte, Stück um Stück?   Die Peitsche…

Die anders sind

  Bleiern zieht ein Albdruck durch die Nacht, ohne Laut entstiegen aus den Schatten, die den trüben Tag verschlungen hatten. In des Sensenmannes schwarzer Tracht schwebt er drohend über den Ruinen, um mit Arglist Trümmer zu verminen. Schwelbrand Hass hat diesen Krieg entfacht.   Schrecken, Angst und grenzenlose Not sind des Kreuzzugs hässliche Gefährten. Wenn sie je Barmherzigkeit gewährten, war…

Fesseln der Pflicht

Den Lebensweg, er ist ihn all die Zeit bis an sein Heute fügsam hingegangen, gewissenhaft und scheinbar unbefangen, zu allem, was die Pflicht verlangt, bereit.   Von jener Knechtschaft hat er sich befreit, von Fesseln, die ihn in die Richtung zwangen, mit einem fremden Müssen ihn durchdrangen und endlich auch von der Verlogenheit.   Wie hätt er zu sich selber…

Die Lüge

Müde, an der Ozeane Rand, wo ich glaubte, dass ich Frieden fände, saß ich und der allerfeinste Sand rann mir durch die Finger meiner Hände. Bis mit einem Male ich empfand, so, als ob ich nah am Abgrund stände.   Und ich sah, wie meine rare Zeit mir entglitt, als würde ich gezogen mit den Strömen der Gezeiten weit auf…

Wann wird man je verstehn

Als sacht die ersten Regentropfen fielen, da wuschen sie ein Warten aus der Zeit. Die Stunden schienen mit dem Sein zu spielen, als seien sie vom Lauf der Welt befreit.   Ein wilder Wind verwirbelte das Schweigen am Wegesrand mit trocknem Straßenstaub, verfing sich müde in den stummen Zweigen, starb flüsternd im erregten Eschenlaub.   Der Himmel hatte längst sein…

Zu spät?

Ein müder Abend, voll von toten Stimmen, sie sagen nichts und tun dies unentwegt. Gesichter ohne Züge scheinen zu verschwimmen, sind bald ins Nirgendwo hinweggefegt.   Ich sitze, lausche ängstlich in die Stille, fühl mich bedeutungslos und winzig klein; dem Gaffer an der Tür beschlägt die Brille, er sieht mich nicht, es scheint, ich bin allein.   Die Ascheschuppen in…