Mit einem Ostwind kam er hergezogen
und einem letzten kühlen Junihauch,
der Glockenklang, er ist vorbeigeflogen,
berührte magisch jeden Baum und Strauch.
Drei Jahre war ich, habe zugesehen,
als man die Glocke in den Kirchturm zog
und konnte staunend damals nicht verstehen,
wie viele Leben sie und Tode wog.
So oft rief sie an späten Nachmittagen
mich heimzugehn ins elterliche Haus
und hörte man sie nach dem Mittag schlagen,
dann trug man wieder einen Sarg hinaus.
Sie war mein Freund, mein Mahner und Gewissen.
Dann kam der Tag, da klang sie seltsam kalt,
da hat ihr Läuten mir das Herz zerrissen,
weil es dem letzten Weg der Mutter galt.
Sie sang ihr Lied an jenem Tag so rein,
metallisch scharf schwang es in meinen Ohren
und drang in die versehrte Seele ein –
hab dazumal ein Stück davon verloren.
Ich bin der alten Glocke treu geblieben,
auch macht ihr Sang mich heute nicht mehr bang.
Ich werde ihre hellen Lieder lieben,
bis sie auch mir einst tönt zum letzten Gang.