„Karlchen“, sprach der Großpapa,
„bleib der Regentonne fern,
sie ist nicht zum Spielen da
und warum, sag ich Dir gern:
Beugst du dich zu weit hinein
und verlierst das Gleichgewicht,
kann das für dich übel sein,
fordere das Schicksal nicht!“
Karlchen, klein wie sein Verstand,
lauerte, bis Opa ging,
wuchtete sich auf den Rand,
bis er in der Tonne hing,
um das Wasser zu erreichen,
das da unten spiegelnd stand,
Planschvergnügen ohnegleichen,
schon erreicht er’s mit der Hand.
Nur ein kleines Stückchen noch,
die Gefahr erkennt er nicht,
rutscht hinab ins dunkle Loch,
tief im Wasser sein Gesicht.
Atemlos auf seinen Händen,
Beine zappelnd in der Luft,
wenn sie einen Halt nur fänden,
hängt er hilflos in der Gruft.
Opa, der dem Wicht nicht traute,
war vor Schreck der Ohnmacht nah,
als er um die Ecke schaute
und die Zappelbeine sah.
Schnell vor Ort, packt er den Kleinen,
der schon am Ersaufen war,
mit den Händen an den Beinen,
zieht ihn rasch aus der Gefahr.
Schluchzend, aber wieder trocken,
saß Karl nun auf Opas Schoß.
Das gibt, dachte er erschrocken,
Donnerwetter riesengroß.
Doch der Alte grinste nur,
nahm das Bübchen an der Hand,
führte es zur Pendeluhr
überm Sofa an der Wand,
öffnete die Uhrentür,
griff das Pendel, ganz gezielt,
sorgte somit schnell dafür,
dass das Uhrwerk innehielt.
„Schau mal Karlchen“, sprach er dann,
zeigte auf die tote Uhr,
das ist’s, was passieren kann,
s’fehlten Augenblicke nur.
Karl, erwachsen unterdessen
und den Opa gibt’s nicht mehr,
hat den Vorfall nie vergessen,
als er fast gestorben wär.
An den Wänden im Zuhause
gibt’s elf Uhren zu erblicken,
welche ständig, ohne Pause,
pendelschwingend munter ticken
Bleibt dann einmal eine stehn,
kann es nie kein Unglück geben,
immer noch verbleiben zehn,
pendeln weiter für das Leben.