Kathrins Einhorn

 

 

Der Kastanienbaum

 

Kathrin ist ein kleines Mädchen, das in einer großen Stadt lebt. Das Haus, in dem Kathrin mit ihren Eltern wohnt, steht in einer ruhigen Wohngegend, an einer Straße, auf der nicht viele Autos fahren. Es gibt dort auch kleine Grünanlagen, manche sogar mit riesigen Bäumen.

Erst vor zwei Wochen hat Kathrin ihren fünften Geburtstag gefeiert, mit einigen Kindern aus der Nachbarschaft und solchen, mit denen sie gemeinsam in den Kindergarten geht.

Kathrin liebt Ponys, Einhörner und Puppen, zudem alles, was bunt ist und glitzert. Sie ist also ein ganz normales, glückliches Mädchen, wie viele andere mehr.

Jedoch eines ist ganz besonders an Kathrin und genau davon soll unsere Geschichte erzählen.

 

Es war mitten in der Nacht, als Kathrin eines Tages weinend ins Schlafzimmer der Eltern gelaufen kam:

„Mami, Mami, wach auf, in meinem Zimmer ist ein Einhorn!“

Als die Mutter wach war und sich im Bett aufgesetzt hatte, nahm sie ihre kleine Tochter in den Arm, um sie zu trösten:

„Mein armer Schatz, du hast wieder einen Traum gehabt, der dir Angst macht. Es war nur ein Traum!“

„Aber da ist ein Einhorn im Zimmer, wirklich!“

Der Vater war nun auch aufgewacht und grunzte verschlafen aus seinem Kopfkissen heraus:

„Es gibt keine Einhörner, verflixt nochmal! Hab ich dir doch schon oft gesagt.“

Die Mutter mischte sich ein:

„Pass auf, wir gehen zusammen dort hin und schauen nach.“

So geschah es und als das Licht im Kinderzimmer brannte, konnte man sehen, dass außer Kathrins Sachen und Möbeln dort nichts war, was da nicht hingehörte.

„Siehst du“, sagte die Mutter beruhigend und strich der Verängstigten zärtlich übers Haar, „ich habe es dir doch gesagt. Da ist kein Einhorn. Und überhaupt, ich dachte du magst Einhörner und Pferde.“

„Aber das war riesengroß…“

Kathrin legte sich wieder ins Bettchen, ihre Mami deckte sie zu und gab ihr noch einen Kuss auf die Wange:

„Ich lass die Türen offen. Wenn noch etwas ist, dann kann ich dich sofort hören, ja?“

In Gedanken an das Einhorn-Buch, das sie zum Geburtstag bekommen hatte, schlief Kathrin sehr bald wieder ein.

Und wieder begann sie zu träumen, ja, und wieder erschien dieses Einhorn, sehr groß, ungewöhnlich grau und mit einem gewaltigen, schneckenartig gewundenen, blauen Horn auf der Stirn. Diesmal aber war es nicht im Zimmer, sondern Kathrin sah es auf einer großen Wiese, die bis zum Horizont reichte.

Kathrin holte gerade Luft, um nach ihrer Mutter zu rufen, da stockte sie ganz plötzlich, weil das Einhorn zu sprechen begann:

„Hab keine Angst vor mir, ich tue dir nichts“. Seine Stimmer war wie die einer Frau und besonders sanft und weich.

„Ich bin zu dir gekommen, weil ich deine Hilfe brauche“. Kathrin hatte sich beruhigt und lauschte gespannt auf was das Pferdchen sagte:

„Genauer gesagt braucht eine Vogelmama mit vier kleinen Küken dringend Hilfe. Die Fünf wohnen in einem großen Kastanienbaum und der soll umgesägt werden.“

Sofort musste Kathrin an den riesengroßen Baum in einer Grünanlage denken. Jeden Tag kam sie mit ihrem Papa dort vorbei, wenn er sie in den Kindergarten begleitete.

„Du musst den Vögelchen helfen, Kathrin“, fuhr das Einhorn fort, wurde dann aber auf einmal immer blasser und war gleich darauf verschwunden.

„A..aber wie soll ich…“? stammelte Kathrin noch, doch es war zu spät. Statt der Stimme des Einhorns hörte sie, zuerst wie von fern, dann aber laut und deutlich die Stimmer ihrer Mutter:

„Guten Morgen, mein Schatz, wach auf, es ist Zeit aufzustehen.“

Als die ganze Familie, wie jeden Morgen, gemeinsam am Frühstückstisch saß, erinnerte sich Kathrin noch sehr genau an ihren Traum, sagte jedoch kein Wort.

„Das glaubt mir ja doch wieder keiner“, dachte sie und wünschte sich in Gedanken sehr, dass das Einhorn irgendwann noch einmal bei ihr erscheinen möge.

 

Als sie mit ihrem Vater auf dem Weg zum Kindergarten war, hatte sie das Ganze schon wieder vergessen. Bald näherten sich die beiden dem riesengroßen Kastanienbaum, von dem jeden Herbst so wunderbare, dunkelbraun glänzende Früchte in stacheligen Hüllen fielen.

Um den Baum herum stand eine Menge Leute, was sehr ungewöhnlich war.

Als sie näher kamen, konnte Kathrin sehen, dass die Leute etwas entfernt vom Baum standen und laut durcheinander redeten. Einige schrien sogar. Direkt am Baumstamm standen zwei Männer mit orangefarbenen Jacken. Sie hatten Helme und Schutzbrillen auf und trugen dicke Handschuhe. In den Händen hielt jeder eine fürchterlich knatternde Maschine.

Nun waren Kathrin und ihr Vater so nahe, dass sie hören konnten, was da gesprochen wurde:

„Das ist ein Skandal! Dieser Baum ist ein Naturdenkmal und der gehört hierher!“ schrie einer aus der Menge und die anderen pflichteten ihm laut bei.

„Nun machen Sie doch keinen Aufstand hier“, entgegnete einer der Männer mit orangefarbener Jacke, „wir haben den Auftrag, den Baum zu fällen und genau das werden wir jetzt auch tun!“

Mit einem Male sah Kathrin einen schwarzen Vogel, etwas größer als die lustigen Spatzen, die sie kannte, aufgeregt weit oben am Baum hin- und herfliegen. Dann verschwand er im Laub des Baumes.

„Papi, was ist hier los?“ fragte Kathrin verängstigt.

„Die Männer haben Kettensägen und wollen den Baum umsägen.“

„Aber das dürfen die nicht!“

Entrüstet riss Kathrin sich los und rannte auf die beiden Arbeiter zu. Schon heulten die grässlichen Sägen laut auf.

„Das dürfen Sie nicht! Das dürfen Sie nicht!“ schrie sie so laut sie konnte. Die beiden Männer wichen zurück, als Kathrin immer näher kam.

„Nein, das dürfen die nicht“, murmelte nun auch der Vater. Er ging zu den Männern mit den Sägen hin und sagte laut:

„Was tun Sie da? Sie wollen doch nicht etwa den prächtigen Baum absägen.“

„Doch, genau das werden wir!“

„Kommt nicht in Frage!“

„Wir haben den Auftrag und wer sind Sie überhaupt? Sie können uns nicht hindern.“

„Doch, das kann ich. Mein Name ist Friedrich Helmer und ich bin Leiter des hiesigen Ordnungsamtes. Machen Sie augenblicklich die Sägen aus!“

Die Männer schienen beeindruckt zu sein, machten die Knatterdinger aus und legten sie auf den Boden. Dann schauten sie sich ratlos und fragend an.

Der Vater hatte inzwischen sein Handy aus der Tasche geholt und war bereits  beim Telefonieren. Zuerst leise, doch dann wurde er richtig laut:

„Dann holen Sie ihn mir verflixt und zugenäht an den Apparat!“ Nach einer kleinen Pause dann wieder in ruhigem Ton:

„Ja, Helmer hier, hören Sie…“ Am Ende des Gespräches konnte Kathrin dann wieder verstehen:

„Ja, das hab ich mir gedacht. Dann ist alles klar. Und veranlassen Sie sofort, was ich Ihnen gesagt habe.“

Danach wandte er sich wieder den beiden Arbeitern zu und sagte ruhig, aber bestimmend:

„Das Ganze ist ein unglaublicher Fehler, Sie hätten beinahe den falschen Baum umgesägt. Packen Sie zusammen und verschwinden Sie von hier, bevor die Leute ausrasten.“

Der Vater wartete noch ab, bis die Männer ihre Sägen und Äxte auf dem orangefarbenen, kleinen Lastwagen verstaut hatten, dann ging er mit Kathrin weiter.

In diesem Augenblick war der schwarze Vogel wieder zu sehen.

„Papi, guck mal, da oben! Siehst du den Vogel?“

„Ja, ich seh ihn. Das ist eine Amsel.“

„Ja, und weißt du, sie hat im Baum ein Nest mit vier kleinen Küken. Stell Dir vor, die Männer hätten den Baum umgesägt! Die armen Küken wären alle aus dem Nest gefallen und gestorben…“

„So, so“, der Vater lächelte, “woher willst du denn das wissen?“

Kathrin antwortete nicht und wandte sich noch mehrmals um, als sie weiter in Richtung Kindergarten gingen. Sie war sich sicher, dass das Einhorn im Traum genau diesen Baum und diese Vögelchen gemeint hatte. Nie wäre sie sonst auf die Idee gekommen, auf die orangefarbenen Sägemänner loszugehen.

 

 

 

Die alte Dame von nebenan

 

Einige Wochen waren vergangen und Kathrin erinnerte sich noch ab und zu an den Vorfall mit dem Kastanienbaum und den Amseln. Das graue Einhorn war nicht mehr erschienen, bis auf die eine Nacht. Kathrin war gerade eingeschlafen, da sah sie auf einmal wieder diese große Wiese, die bis zum Horizont reichte,  und gleich darauf erschien auch das graue Einhorn, wie aus dem Nichts.

Diesmal hatte Kathrin keine Angst, nein, sie freute sich sogar und rief:

„Oh, wie schön! Ich hab so lange auf dich gewartet!“

„Das freut mich sehr und die Sache mit dem Baum und den Vöglen hast du prima gemacht. Heute habe ich eine neue Aufgabe für dich: Eine alte, einsame Frau hier in der Straße braucht dringend deine Hilfe. Sie kann nicht mehr gut gehen und nun ist sie auch noch in ihrer Wohnung gestürzt und hat sich einen Arm gebrochen und den Kopf angeschlagen. Sie liegt hilflos da und kann nicht aufstehen, um Hilfe zu holen. Du musst ihr helfen!“

„A..aber wie und in welchem Haus…?“ wollte Kathrin noch schnell fragen, aber wieder war es zu spät und das Einhorn war weg, als hätte es sich in Luft aufgelöst. Und da war auch schon wieder die Stimme der Mutter, die zum Aufstehen rief.

Am Frühstückstisch an jenem Sonntag Morgen erinnerte sich Kathrin an den Traum und tröstete sich selber in Gedanken:

„Wie soll ich die Frau finden? Das Einhorn wird sicher nochmals erscheinen und mir sagen, wo sie wohnt. Was aber, wenn das Ganze schon passiert ist?“

Bei Kathrin blieb ein ungutes Gefühl zurück, das sie die ganze Zeit über wie ein kleiner Schatten begleitete. Auch, als sie kurze Zeit später mit ihren Eltern unterwegs war, um zu einem Konzert in irgendeiner Kirche zu gehen, musste sie immer wieder an die gestürzte Frau denken und die drei waren noch nicht weit gekommen, da hörten sie im Vorbeigehen eine Gespräch zwischen einem jungen Mann und einer älteren Dame. Nur drei Häuser von der eigenen Wohnung entfernt standen die beiden und schienen beunruhigt zu sein:

„Sie hat bisher immer aufgemacht, ich versteh das nicht. Ich muss doch ihre Beine versorgen, die müssen neu verbunden werden“, sagte der junge Mann nachdenklich. Die Dame antwortete:

„Nun, sie war in letzter Zeit etwas mobiler, kommt mir vor. Vielleicht ist sie auch ausgegangen.“

„Na ja, dann muss ich den neuen Verband halt morgen machen“ , meinte der Mann und wollte gerade weggehen.

„Danke nochmal und auf Wiedersehen!“

„Nein, halt!“ rief Kathrin, die das alles gehört hatte, laut und ließ Mutters Hand los, um zu dem jungen Mann hinzueilen.

„Die Frau ist hingefallen und hat sich den Arm gebrochen und sie kann nicht alleine aufstehen!“ Die Eltern schauten sich ratlos und fragend an.

„Woher willst du das denn wissen?“ fragte der Mann. Er war verwundert stehengeblieben.

Jetzt mischte sich Kathrins Mutter ein. Sie ging hin und nahm Kathrin am Arm:

„Was redest du denn da?! Du kannst doch nicht einfach solche Schauermärchen erzählen.“

Doch Kathrins Eingreifen hatte schon seine Wirkung getan.

„Man kann ja nie wissen. Am Ende ist ihr doch was passiert“, meinte nun plötzlich die Dame und auch der junge Mann war nachdenklich geworden.

„Wissen Sie was? Wenn Sie mir die Haustür aufmachen, dann geh ich mal nach oben und klopfe laut an“, sagte er und die Dame fügte hinzu:

„Gut, und ich schau, ob ich den Hausmeister finde. Der hat, glaube ich, Schlüssel zu den Wohnungen.

Kathrins Eltern standen etwas ratlos dabei, gaben aber dem Wunsch ihrer Tochter nach, noch eine kurze Zeit zu warten, um zu sehen, was passieren würde. Natürlich waren auch sie jetzt neugierig geworden.

Es dauerte keine zwei Minuten, da kam auch schon der junge Mann aufgeregt durch die Haustür und fingerte hektisch an seinem Handy herum.

„Da sind Hilferufe zu hören aus der Wohnung“ sagte er dabei sichtlich erregt.

 

Schon kurz darauf hörte man die Sirenen von Polizei und Krankenwagen sich nähern und die Familie stand noch immer vor dem Haus, als man die arme Frau auf einer Trage heraustrug und in den Krankenwagen schob.

„Gut, dass ich den Hausmeister gleich erwischt habe“, meinte die ältere Dame noch, „dadurch waren die Helfer ganz schnell in der Wohnung.“

Schließlich gingen Kathrin und ihre Eltern weiter und kamen etwas zu spät zum Konzert. Während sie der Musik lauschten schaute Kathrins Vater seine Tochter mehrmals lange und mit gerunzelter Stirn an.

„Weißt du“, meinte er dann auf dem Nachhauseweg, „wenn du nicht eingegriffen hättest, dann läge die arme Frau noch immer hilflos in ihrer Wohnung.

Kathrin war mächtig stolz auf dieses anerkennende Lob. Sie sagte nichts, dachte aber bei sich:

„Danke, liebes Einhorn, danke und komm bald wieder!“

Dann schaute sie lächelnd zu den Eltern hinauf:

„Wenn die wüssten…!“

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Mädchen mit den roten Schuhen

 

Einige Wochen waren vergangen und Kathrin hatte das Einhorn schon beinahe vergessen. Ihr erster Schultag stand bevor und sie musste immerzu daran denken, wie das wohl sein würde in der Schule.

Eines Nachts erschien ihr im Traum dann aber doch das Einhorn wieder. Da war auch wieder die Wiese, aber viel blasser als sonst und das Einhorn stand diesmal in einiger Entfernung im Gras. Seine Stimme klang etwas entfernt, als es zu sprechen begann:

„Ein Mädchen mit roten Schuhen und schwarzen Haaren… ein großes, schwarzes Auto… du musst helfen!“

Einhorn und Wiese verblassten und waren verschwunden, bevor Kathrin noch etwas sagen konnte. Aufgeregt stammelte sie der Erscheinung hinterher:

„Was ist mit dem Mädchen…? Was für ein Auto…?“

Doch es war zu spät. Am Morgen erinnerte sich Kathrin zunächst gar nicht mehr an den Traum. Erst am späten Nachmittag, als sie unterwegs war ins Nachbarhaus, um mit einer Freundin noch ein wenig zu spielen vor dem Abendbrot, da ging sie an einem großen, schwarzen Auto vorbei und ihr Traum fiel ihr wieder ein. Am Straßenrand standen immer irgendwelche Autos, das war nichts Besonderes, aber dieses sah genau so aus, wie das Einhorn beschrieben hatte.

Kathrin stoppte und schaute durch die Windschutzscheibe ins Wageninnere. Dort sah sie einen Mann, der auf die andere Straßenseite hinüber fotografierte. Als Kathrin hinüber schaute, sah sie dort ein Mädchen gehen. Es schien etwas älter zu sein als sie selber und – ja, es trug rote Schuhe und seine langen, schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und baumelte hinter seinem Kopf bei jedem Schritt hin und her.

„Das Mädchen mit den roten Schuhen!“ dachte Kathrin und erschrak. Sie ging langsam weiter an dem Auto vorbei und blieb an der Haustür ihrer Freundin stehen, um zu sehen, was passieren würde.

Das Mädchen entfernte sich immer weiter und das große, schwarze Auto setzte sich in Bewegung und schien ihm zu folgen. Dabei fuhr es so langsam, dass zwei nachfolgende Autos ungeduldig wurden und zu hupen begannen. Das schwarze Auto wurde daraufhin schneller und entfernte sich schließlich.

Im Treppenhaus, auf dem Weg zur Freundin, dachte Kathrin über den Vorfall nach:

„Warum hat der Mann das Mädchen fotografiert und ist ihm nachgefahren?“ Sie konnte jedoch keine Antwort finden und auch keine Gefahr für das Mädchen mit den roten Schuhen erkennen.

Erst am Abend in ihrem Bett erinnerte sich Kathrin dann wieder an das Geschehene und fragte sich, ob sie das alles ihren Eltern hätte erzählen sollen.

„Vielleicht“, dachte sie im Stillen, „kommt ja das Einhorn nochmal heute Nacht und sagt mir, was ich tun soll.“

Dann schlief sie ein. Das Einhorn aber blieb aus und so vergingen wieder einige Tage, ohne dass Kathrin das Mädchen oder das Auto wieder sah. Sie fing schon an zu vergessen, als sie an einem Morgen, wie immer, mit ihrem Vater unterwegs war, der Vater zu seiner Arbeit im Ordnungsamt und Kathrin in den Kindergarten, der auf dem Weg lag.

Die beiden näherten sich schon dem Kindergarten, als Kathrin von weitem das schwarze Auto auf der gegenüber liegenden Straßenseite entdeckte. Etwas dahinter stand der Mann, hatte eine längliche Schachtel in der Hand und streckte sie dem Mädchen mit den roten Schuhen entgegen.

Während sich die beiden der Szene näherten, berichtet Kathrin ihrem Vater rasch, dass sie einige Tage zuvor den Mann schon beim Fotografieren des Mädchens beobachtet hatte.

Der Vater sagte nichts, wurde aber nachdenklich und als sie auf Höhe des Geschehens ankamen, war zu erkennen, dass in der Schachtel eine Barbie-Puppe war. Das Mädchen mit den roten Schuhen schien etwas ängstlich zu sein, ging nun aber einen Schritt auf den Mann mit der Puppe zu.

„Moment mal“, murmelte Kathrins Vater, schaute nach links und nach rechts und überquerte die Straße. Erst als die beiden auf der anderen Straßenseite ankamen, bemerkte der Mann aus dem schwarzen Auto sie.

„Was machen Sie da?“ fragte Kathrins Vater laut und streng, „ist das ihr Kind?“

„Äh, ja… klar…“ stammelte der Mann und wich einen Schritt zurück.

„Ist das dein Vater?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf und wich ebenfalls einen Schritt zurück.

Ganz plötzlich ließ der Mann die Schachtel mit der Puppe fallen, machte kehrt und rannte eilends zu seinem Auto. Er stieg hektisch ein und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

Kathrins Vater aber hatte schon seinen Notizblock in der Hand, den er immer in seinem Jackett bei sich trug, ebenso wie einen Kuli. Er notierte sich das Kennzeichen auf dem Nummernschild des schwarzen Autos.

Er nahm sein frisches und gebügeltes, weißes Taschentuch aus der Hosentasche, schüttelte es auf und nahm dann damit die Schachtel mit der Barbie-Puppe vom Gehweg auf, ohne sie zu berühren. Vorsichtig steckte er sie dann in seine Aktentasche.

Dann wandte er sich dem Mädchen zu und fragte mit freundlicher und ruhiger Stimme:

„Wie heißt du denn, verrätst du mir das?“

„Tanja“, sagte die Kleine nach einer Weile zaghaft und man konnte sehen, dass sie dem Weinen nahe war.

„Und weiter?“

„Heinze.“ Der Vater deutete auf den Schulranzen auf Tanjas Rücken:

„Bist du auf dem Weg zur Schule?“ Tanja nickte.

„Weißt du was, wir zwei begleiten dich jetzt dort hin.“

Tanja war einverstanden und alle Drei gingen zusammen zu der Hauptschule, die nicht weit entfernt war. Dort ging Kathrins Vater sogar mit ins Klassenzimmer.

Kathrin staunte. Sie hatte zwar schon einmal ein Klassenzimmer gesehen, aber nicht mit vielen Kindern und einer Lehrerin drin. Die Schüler saßen immer zwei nebeneinander auf Stühlen, Mädchen und Jungs ganz bunt gemischt an kleinen Tischen. Ganz vorne war eine große, dunkelgrüne Tafel auf der Buchstaben mit weißer Kreide gemalt waren. Daneben stand an einem Schreibtisch die Lehrerin.

Kathrins Vater entschuldigte Tanjas Verspätung und nahm dann die Lehrerin zur Seite. Kathrin konnte nicht hören, was die beiden redeten. Die Frau schaute erst entsetzt drein und nickte dann heftig mehrmals mit dem Kopf.

 

Nach alledem kamen Kathrin und ihr Vater natürlich auch verspätet zum Kindergarten und Amt, doch das war überhaupt kein Problem. Auf dem Weg lobte der Vater seine Tochter:

„Das war sehr aufmerksam von Dir! Vielleicht hast du Tanja da sehr Schlimmes erspart. Denk immer dran, rede nie…“

„Aber Papi, das weiß ich doch, das hast du mit doch so oft gesagt: Nie mit Fremden reden, keine Geschenke annehmen und auf keinen Fall mit ihnen mitgehen!“ Herr Helmer lächelte zufrieden.

„Aber Papi, warum hast du die Puppe eingesteckt und warum hast du den Karton mit dem Taschentuch genommen?“

„Das will ich dir gern sagen: Schau dir mal deine Finger ganz vorne genau an. Was siehst du da?“ Die beiden blieben stehen und Kathrin schaute genau auf ihre Fingerkuppen.

„Oh ja, das sind ganz viele kleine Linien und die kringeln sich.“

„Richtig, und diese Linien bilden sich immer auf Gegenständen ab, die wir berühren.“

„Wirklich?“

„Ja, man sieht das nur meist gar nicht, aber die Polizei kann sie sichtbar machen.“

„Aber wozu?“

„Nun, jeder Mensch hat ein ganz eigenes Muster dieser Linien und jedes ist wie kein anderes. Die Abdrücke des Mannes sind nun auch auf dem Puppenkarton und wenn der Kerl behauptet, die Puppe wäre nicht von ihm, dann beweisen seine Fingerabdrücke auf dem Karton, dass er lügt.“

„Aber dann muss ja überall alles voll sein mit Abdrücken. Wie kann man die dann noch unterscheiden?“

„Da hast du recht. Eben deshalb habe ich die Schachtel mit dem Taschentuch angefasst, sonst wären meine Abdrücke jetzt auch noch drauf.“

So ganz hatte Kathrin das noch nicht verstanden, aber sie ahnte sehr wohl, wie wichtig diese Fingerabdrücke auf dem Karton waren.

Schon am Abend des Tages berichtete der Vater, dass der Mann von der Polizei gefasst wurde und im Gefängnis war, weil er schon einmal bestraft worden war, nachdem er einem Mädchen Schlimmes angetan hatte.

„Nun wird er so schnell nicht mehr frei herum laufen und Tanja hat großes Glück gehabt. Das hat sie dir zu verdanken“, meinte der Vater und schaute dabei Kathrin an.

„Braves Mädchen! Das war wirklich sehr aufmerksam von dir!“

Kathrin schaute strahlend zu ihm auf:

„Ja, wenn der wüsste…“ dachte sie bei sich.

 

 

 

 

 

 

 

Der Fußgängerüberweg

 

Fast ein Jahr war vergangen und Kathrin besuchte nun die Schule. Das Einhorn hatte sie fast vergessen, denn es hatte sich inzwischen nicht mehr sehen lassen.

Ihren Schulweg durfte sie nun schon alleine gehen, nachdem die Eltern ihr alles genau erklärt hatten. Vor allem das Überqueren der Straßen, denn da war eine große Straße mit vielen Autos, über die sie täglich hinüber musste. Es gab dort aber einen Überweg mit einer Ampel für Fußgänger.

Kathrin ging in die Schule, die auch Tanja besuchte und die beiden hatten sich schnell auf dem Schulhof gefunden und waren Freundinnen geworden.

An einem Abend lag Kathrin im Bett und dachte an Tanja und ob sie ihr wohl irgendwann einmal von dem Einhorn erzählen sollte.

Mit diesen Gedanken schlief sie ein und in dieser Nacht kam das Einhorn wieder in ihren Traum. Es gab aber keine Wiese mehr, das Einhorn schwebte scheinbar in der Luft, war weit weg und kaum zu verstehen.

„Ein Junge… geht bei rot… du musst helfen, sonst…“

Wieder hatte Kathrin am Morgen den Traum vergessen, erst als sie auf dem Weg zur Schule am Fußgängerüberweg stand und auf das grüne Signal wartete, fiel ihr der Traum wieder ein.

„Geht bei rot…“ erinnerte sie sich. Ist die Fußgängerampel gemeint?

Tagelang geschah nichts Auffälliges und Kathrin begann daran zu zweifeln, ob sie sich den Traum nur eingebildet hatte und das Einhorn gar nicht wirklich erschienen war. Doch jedes Mal, wenn sie die Straße an der Ampel überquerte, dann fiel ihr das Einhorn wieder ein.

Wieder waren einige Tag vergangen, da stand Kathrin auf dem Nachhauseweg mit mehreren Passanten an der Fußgängerampel. Darunter war auch ein recht vorlauter Junge, der Kathrin auch auf dem Schulhof schon mehrmals aufgefallen war, als er andere Schüler ärgerte.

Natürlich hatte sich der Bursche am Überweg ganz nach vorne gedrängt, um als Erster loszurennen. Neben ihm stand ein junger Mann mit einer Zigarette im Mund. Der schaute ungeduldig hin und her und ganz plötzlich lief er los, obwohl die Ampel Rotlicht zeigte. Der Junge neben ihm zögerte erst, schaute dann nach links und rechts und wollte gerade losrennen.

Kathrin hatte das alles sehr genau beobachtet und verstand auf einmal, was das Einhorn im Traum gemeint hatte.

„Halt!“ schrie sie laut, „nein!“

Der Junge erschrak und stockte einen Moment. In diesem Augenblick kam ein Auto viel zu schnell um die Ecke gefahren und raste zwischen dem Jungen und dem jungen Mann mit der Zigarette, der sich durch einen Sprung nach vorne retten konnte, gerade so hindurch.

Alle standen vor Schrecken einen Moment still und starrten auf den Autofahrer, der angehalten hatte und wüste Beschimpfungen aus dem Wagen brüllte, während die Ampel auf Grün schaltete.

Ebenso wütend schrie der junge Mann auf dem Überweg zurück und drohte mit der Faust, als das Auto davonfuhr. Das aber war Kathrin zu viel. Entrüstet schrie den jungen Mann an:

„Sie sind ganz selbst schuld! Warum gehen Sie auch bei Rot los!? Sehen Sie doch, was Sie angerichtet haben! Der Junge hier hat’s Ihnen nachgemacht und wäre um ein Haar überfahren worden!“

Der Beschuldigte streckte Kathrin den Mittelfinger einer Hand entgegen und ging schimpfend davon. Jeder der Anwesenden wusste was das bedeuten sollte und nun fingen auch einige davon an laut hinter dem Rüpel her zu schimpfen. Dann löste sich das Ganze auf, jeder ging seines Wegs und die Ampel schaltete wieder von Grün auf Rot.

Am Abend erzähle Kathrin zuhause, was vorgefallen war. Ihre Eltern lobten ihr mutiges Eingreifen und der Vater meinte, dass beide, der Autofahrer und der Fußgänger, der bei Rot ging, hätten bestraft werden müssen.

Kathrin behielt ihren Traum mit dem Einhorn wiederum für sich. Beim Einschlafen dankte sie dem braven Tier, das sprechen konnte und damit schon so viel Unglück verhindert hatte.

 

Am darauffolgenden Tag geschah dann etwas sehr Seltsames, das Kathrin große Freude bereitete. Der Junge vom Fußgängerüberweg kam in der großen Pause auf dem Schulhof zu ihr. Was er vorhatte war ihm sichtlich peinlich. Er schaute sich mehrmals um und blickte zu Boden, als er anfing zu sprechen:

„Äh… wegen gestern… also… da wollte ich mich noch bedanken.“ Er schaute Kathrin in die Augen und wartete auf ihre Reaktion.

„Ist schon gut. Das hab ich doch gern gemacht und ist auch nichts Besonderes.“

„Nein, nein, der hätte mich doch glatt überfahren, wenn du nicht gerufen hättest!“

Dann nahm er einen Schokoriegel aus der Hosentasche und reichte ihn Kathrin hin.

„Den hat mir meine Mutter heut zum Pausenbrot gelegt, den möchte ich dir geben.“ Er grinste verlegen dabei. Auch Kathrin lächelte und nahm den Schokoriegel an.

„Sowas krieg ich nie mit in die Schule.“ Beide lachten. Sie wurden Freunde. Der Junge ist zwar immer noch ein rechter Lausbub, seine Freundin Kathrin aber hat er nie geärgert.

 

 

 

 

 

 

Die Bonbons im Sand

 

Nun verging mehr als ein Jahr und Kathrin hatte das Einhorn so gut wie vergessen. Auch hatte sie ihren Eltern und Freundinnen nie von ihren Träumen erzählt. Anfänglich, weil sie befürchtete, man würde ihr nicht glauben und sie auslachen, später aber wurde es ihr ganz besonderes, kleines und wohlbehütetes Geheimnis. Nur sie allein wusste von dem Einhorn und war irgendwie stolz darauf. Und wer weiß, ob das graue, sprechende Tier mit dem gewundenen, blauen Horn auf der Stirn je wieder aufgetaucht wäre, wenn sie ihr Geheimnis preisgegeben hätte.

Nun aber war es sehr lange nicht mehr erschienen und Kathrin glaubte, dass es wohl endgültig verschwunden wäre, wenn sie ganz selten noch daran dachte.

Aber da täuschte sie sich, denn das Einhorn sollte tatsächlich noch ein allerletztes Mal erscheinen.

Es war wieder kurz nach dem Einschlafen und nachdem Kathrin wieder mal an eine der Geschichten mit dem Einhorn gedacht hatte.

Dieses Mal jedoch erschien das Einhorn sehr groß, wie beim allerersten Mal. Kathrin konnte es deutlich sehen und es erschien ihr, als stünde es mitten in ihrem Schlafzimmer.

Irgendwie sah das Einhorn sehr freundlich und fröhlich aus, als es zu sprechen begann:

„Fünf Mal durfte ich zu dir kommen und dir zu einer guten Tat verhelfen. Dies ist nun das letzte Mal.“ Es senkte etwas den Kopf, neigte diesen leicht zur Seite und schaute Kathrin tief in die Augen:

„Ich bin sehr stolz auf dich, du hast alle Aufgaben wundervoll gemeistert und ich bin sicher, dass du auch die letzte Sache gut bestehen wirst.“

Das Einhorn begann, sich zu entfernen und seine Stimme wurde immer leiser dabei:

„Bonbons können sehr giftig sein und töten. Lebe wohl, liebe Kathrin…“

Damit verschwand das kluge Tier für immer und ließ Kathrin recht ratlos zurück. Was war denn nun die letzte Aufgabe?

In der Schule war Kathrin am Folgetag etwas unaufmerksam und in Gedanken immer wieder bei ihrem Traum.

Was meinte das Einhorn damit, dass Bonbons sehr giftig sein können? Doch alles Nachdenken half nichts, sie konnte sich keinen Reim darauf machen und es blieb ihr nur, abzuwarten und sich darauf zu verlassen, dass sie im richtigen Moment wieder die Aufgabe erkennen würde.

Neun Tage geschah nichts. Am zehnten verabredete sich Kathrin mit zwei Freundinnen. Die Mädchen trafen sich auf einem Spielplatz, der inzwischen auf der Grünfläche bei der großen Kastanie eingerichtet worden war. Sie gingen oft dort hin, um zu spielen, sich zu unterhalten und besonders gern auch zum Schaukeln. Weniger interessant für die Mädchen war die große, mit Sand gefüllte Grube. Dort spielten die ganz Kleinen mit ihren Sandelsachen. Darum herum gab es einige Sitzbänke für die Erwachsenen, die auf die Kleinen aufpassten.

Müde vom Schaukeln und herumtollen ließen sich die drei Freudinnen auf einer solchen Bank nieder und unterhielten sich, während im Sand drei kleine Kinder spielten. Da wurde gegraben, gebaggert und Sandkuchen gebacken.

Kathrin fiel auf einmal auf, dass die drei Kleinen sich ganz aufgeregt an einer Stelle gemeinsam im Sand buddelten. Ihr Verhalten machte den Anschein, dass sie etwas Aufregendes gefunden hatten.

Kathrin konnte sehen, dass die Kinder kleine Dinge aus dem Sand pflückten und in ein Eimerchen warfen. Sie machte ihre Freundinnen auf das Geschehen aufmerksam und schließlich gingen alle Drei zu den Sandelkindern, um zu sehen, was die da ans Tageslicht beförderten.

Auf einer anderen Bank waren die drei Mütter der Kleinen in ein angeregtes Gespräch vertieft.

„Was habt ihr denn da?“ fragte Kathrin und ging ganz nahe hin, um besser zu sehen. Im Eimerchen waren bunte Pillen zu erkennen.

„Bonbons“, sagte eines der Kleinen und schaute Kathrin mit großen Augen an.

Da fiel bei Kathrin der Groschen. Bonbons können sehr giftig sein, hatte das Einhorn gesagt.

„Habt ihr schon welche gegessen?“ fragte sie mit Angst in der Stimme. Ein Kind schüttelte den Kopf.

Nun hieß es schnell zu handeln. Kathrin nahm den Kleinen das Eimerchen mit den Bonbons weg und das darauffolgende Geschrei und Geheule der Kinder rief dann auch die Mütter auf den Plan.

„Was wollt ihr von den Kindern?“ rief eine der Frauen aufgeregt und kam mit den anderen beiden gelaufen.

„Die haben diese Bonbons aus dem Sand gegraben“, erklärte Kathrin und reichte der Frau das Eimerchen mit den Pillen.

„Um Gottes Willen, was ist das?“ rief die Mutter aufgeregt.

„Wir müssen die Polizei rufen, die Dinger könnten giftig sein!“ mischte sich eine andere Mutter ein und tippte schon 110 in ihr Handy.

Die Polizei kam und auch Kathrins Vater, da er Chef im Ordnungsamt  und somit zuständig war. Von den drei Mädchen erfuhr er, was vorgefallen war. Später wurden die Mädchen im Beisein ihrer Eltern von der Polizei vernommen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Bonbons in Wirklichkeit gefährliche Drogen waren, an denen die Kinder hätten sterben können

 

Der Spielplatz wurde geräumt und bis auf Weiteres gesperrt. In den darauffolgenden Tagen wurde die Sandgrube vollständig entleert, der Sand durch ein feines Sieb geworfen und erst dann wieder in die Grube gefüllt. Erst nach gründlicher Durchsuchung durch Polizisten und Drogenhunde wurde der Spielplatz an der großen Kastanie wieder freigegeben.

Die drei Freundinnen wurden vom Bürgermeister geehrt und ihre Geschichte konnte man in allen Zeitungen lesen. Dabei war sogar die Rede von Heldinnen.

Auch die Mütter der drei kleinen Kinder bedankten sich bei den Mädchen und warteten mit allerlei Geschenken auf.

Am Abend des besagten Tages aber holte sich Kathrins Vater seine Tochter zu sich und fragte sie:

„Wer von euch Dreien ist den zuerst auf die Funde der Kinder aufmerksam geworden?“

„Das war ich, aber nur, weil ich zufällig da hingeschaut habe.“

„Ich habe wirklich eine großartige Tochter“, sagte der Vater dann ganz ernst,

„es ist nicht nur Deine Aufmerksamkeit, sondern vor allem auch deine Umsicht, zu erkennen, dass die Pillen gefährlich sein könnten. Ich staune immer wieder über dich.“

Dann nahm er Kathrin in den Arm und drückte sie fest an sich. Und wieder einmal dachte die Heldin grinsend dabei:

„Wenn der wüsste…“

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.