Mondgöttin

Stammheim, 27. September 2010

 

Geheimnisvolle Stille lag im Weiher,

ich saß in kaltes Mondlicht eingehüllt.

Der Nebel schwebte wie ein Seidenschleier

und hat die Nacht mit Schweigen angefüllt.

 

Da hörte ich ein Lied aus großer Ferne,

mit einer Melodie, so traurig schwer,

als tönte durch die Nacht das Licht der Sterne

wie leises Weinen mir vom Himmel her.

 

So schloss ich meine Augen, um zu sehen,

erkannte auf dem Mond im weißen Kleid

Chang’e mit ihrer alten Sehnsucht stehen,

sie sang mir von Hou Yi und ihrem Leid.

 

Die Nebel sind zu mir heraufgestiegen,

umschlangen mich wie klammes Leichentuch.

Ich fühlte Nacht auf meiner Schulter liegen,

so schwer, wie jener alte Götterfluch.

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